Pressemitteilung

25 000 trafen sich beim „Tag der Geschwisterlichkeit und Solidarität“

21. Mai 2013

An der Veranstaltung im belgischen Hasselt nahmen unter anderem der stellvertretende türkische Premierminister, Bekir Bozdağ, der Vorsitzende der Saadet Partei, Mustafa Kamalak, und viele namhafte Persönlichkeiten aus verschiedenen Ländern und von unterschiedlichen Organisationen teil.

An der Veranstaltung, zu der viele Besucher aus den zahlreichen europäischen Ländern anreisten, nahmen namhafte Persönlichkeiten wie der stellvertretende türkische Premierminister, Bekir Bozdağ, der Vorsitzende der Saadet Partei, Mustafa Kamalak, der Präsident des Amtes für Auslandstürken und verwandte Volksgemeinschaften, Kemal Yurtnaç, der türkische Botschafter in Brüssel, Hakan Olcay, der Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich, Fuat Sanaç, der Vorsitzende des Islamrates, Ali Kızılkaya, der Vorsitzende der Volksbewegung Sandschak und des Nationalrates, Esad Dzudzeviç, der Generalkonsul in Antwerpen, Deniz Çakar, der Generalkonsul in Brüssel, Ali Barış Ulusoy, der Berater für Religionsangelegenheiten in Belgien, Halife Keskin sowie der Präsident der Exekutive der Muslime Belgiens, Şemsettin Uğurlu teil.

Die Veranstaltung, auf der wichtige Botschaften verkündet wurden, begann mit einer Koranrezitation. Anschließend wurde der IGMG Generalsekretär Oğuz Üçüncü für eine Rede auf die Bühne gebeten. Er berichtete unter anderem von den Aktivitäten der IGMG. „Unsere Angebote und Veranstaltungen erfreuen sich zunehmender Beliebtheit in der Gesellschaft. Trotz zahlreicher Negativkampagnen ist die Zahl unserer Mitglieder um 26 000 auf insgesamt 114 000 gestiegen. Die Zahl der Gemeinden ist auf 515 und die Zahl der Organisationen auf 2282 gestiegen. Üçüncü betonte, dass die verschiedenen Abteilungen und Bereiche sehr gute Arbeit leisteten. „Allein die Frauenabteilung hat im vergangenen Jahr 1000 Veranstaltungen organisiert. Mehr als 100 000 Schüler machten Gebrauch von unsern Bildungsangeboten. Zu unseren Schulen in Berlin, Wien, Dänemark, Niederlande, Kanada und Australien zählt nun auch die Schule in Brüssel, die wir mit ihrer Hilfe gegründet haben“, sagte Üçüncü.

Der IGMG Vorsitzende Kemal Ergün begann seine Rede mit folgenden Worten: „Ich freue mich, dass wir als eine der größten zivilien Organisationen Europas und große Gemeinschaft solch eine umfangreiche Veranstaltung verwirklichen und mit ihnen zusammen kommen konnten. In einer Zeit, in der Frieden, Harmonie und Sicherheit nicht umfassend gewährleistet sind und Menschen sich nach Recht, Gerechtigkeit und Freiheit sehnen, ist unsere Zusammenkunft hier beim „Tag der Geschwisterlichkeit und Solidarität sehr aussagekräftig.“ Des Weiteren machte Ergün darauf aufmerksam, dass die erste Generation der muslimischen Einwanderer das Beste aus ihren Möglichkeiten gemacht habe und es nun die Aufgabe der jetzigen Generation sei, den Islam in Europa zu repräsentieren. Ergün sagte: „Rückblickend stellen wir fest, dass diese Bewegung, welche von jungen Menschen angestoßen wurde, durch die Führung und die Bittgebete der vorherigen Generation einen großen Beitrag zur Bewahrung des Islams und seiner Werte geleistet hat und den Weg für aktive Teilnahme an der Gesellschaft geebnet hat.

Migranten hätten bis vor 20 Jahren noch fest vorgehabt, in ihre Heimat zurückzukehren. Die IGMG habe relativ früh diese Entwicklung erkannt und bemerkt, dass aus Gastarbeitern Ansässige werden und diesbezüglich die ersten Schritte unternommen. Ergün betonte, dass die IGMG nicht zur Abkapselung, sondern zur gesellschaftlichen Partizipation anrege. Sie unterstütze keine kurzatmigen Projekte, sondern nachhaltige.

Ferner erinnerte Ergün die Muslime an ihre Verantwortung, in jedem Bereich der Gesellschaft aktiv teilzuhaben und vorbildhafte Persönlichkeiten zu sein. „Wir dürfen nicht vergessen, dass es unsere Aufgabe ist, zum friedvollen Miteinander in den Ländern Europas, wo wir leben, beizutragen. Bürger dieser Länder zu sein, erfordert von uns aktive gesellschaftliche Partizipation. Wir müssen daher zeigen, dass wir mit unserer Kunst, Kultur, Ästhetik und unserem Wissen mitten im Leben stehen und uns im Zentrum des gesellschaftlichen Lebens sehen. Als Anhänger des Islams müssen wir Frieden verbreiten und die Gesellschaft von unserer Aufrichtigkeit überzeugen. Daher muss der muslimische Schüler in Deutschland sich bewusst werden, dass er eine Verantwortung trägt. Die Mutter in Frankreich muss im Kindergarten ihres Kindes aktiv werden. Der muslimische Arbeitgeber in den Niederlanden muss seine Mitarbeiter gerecht behandeln. Die muslimische junge Frau in Dänemark muss mit ihrer Charakter und ihrem Fleiß zum Vorbild anderer werden – kurzum der Muslim muss im Alltag durch sein positives Verhalten auffallen. In der Vergangenheit sind viele Gemeinschaften aufgrund des positiven Verhaltens der Muslime in Kontakt mit dem Islam gekommen. Die nachfolgenden Generationen können nur unter Beachtung dieser Aspekte vorbildliche Muslime werden“, sagte Ergün.

Wir hinterlassen nachhaltige Werke

Der Vorsitzende machte des Weiteren darauf aufmerksam, dass die IGMG bestrebt ist, nachhaltige Projekte zu verwirklichen. „Wir treiben unsere Bemühungen voran, unsere seit 50 Jahren angebotenen Dienstleistungen zu institutionalisieren“, so Ergün.

Ferner kam Ergün auf die Themen Rassismus und Diskriminierung zu sprechen. Er betonte, dass es in Europa sehr viele Kräfte gebe, die den Islam zum Feindbild zu erklären, indem sie eine Angstpolitik gegen Muslime betrieben, anstatt gegen Islamfeindlichkeit vorzugehen. Er erwähnte ferner die bevorstehenden Wahlen in einigen Ländern Europas. „Wir möchten ihnen nicht sagen, welche Partei sie wählen sollen. Wozu wir aber aufrufen, ist, sich in jedem Fall an den Wahlen zu beteiligen“, fügte Ergün hinzu.

Der Mufti der Region Bihaç in Bosnien und Herzegowina, Hasan Efendi Makiç, dankte in seiner kurzen Rede der IGMG für ihre Bestrebungen zum Wohle der bosnischen Bevölkerung und der Muslime. „Meine Anwesenheit hier ist ein Beweis für unsere Geschwisterlichkeit und Solidarität“, sagte Makiç und fügte hinzu, dass die IGMG wichtige Arbeit in Bezug auf die Identitätswahrung der Muslime in Europa leiste.

„Wer die Tätigkeiten der IGMG behindert, schadet sich selbst“

„Millî Görüş bedeutet Frieden, Geschwisterlichkeit und Solidarität“, sagte der Vorsitzende der Saadet Partei, Mustafa Kamalak und lobte die Arbeiten der Gemeinschaft in Europa. Er gab Beispiele aus dem Leben der Propheten und wies darauf hin, dass die Bestrebungen von friedbringenden Lehren und Bewegungen stets behindert werden. „Wir sind uns der Schwierigkeiten, denen ihr begegnet, bewusst. Das ist nicht euer Fehler. Diejenigen, die euch Steine in den Weg legen, schaden sich im Grunde selbst. Lasst euch von den Schwierigkeiten nicht aufhalten.“

„Mit dem Gruß des Premierministers Erdoğan, der einer von ihnen ist“

Der stellvertretende türkische Premierminister Bekir Bozdağ, dessen Rede wichtige Botschaften enthielt, betonte ebenfalls den Beitrag der IGMG zur Identitätswahrung in Europa. Sie sei eine Gemeinschaft, die Staatspräsidenten, Premierminister, Minister, Abgeordnete, Politiker und Wissenschaftler hervorgebracht habe. „Ich grüße sie im Namen des türkischen Premierministers Recep Tayyip Erdogan, der aus ihren Reihen stammt und einer von ihnen ist“, sagte Bozdağ. Des Weiteren gedachte er dem verstorbenen Prof. Dr. Necmettin Erbakan. „Die Atmosphäre in diesem Saal ist ein Zeichen dafür, dass Erbakans Erbe weiterlebt“, so Bozdağ.

Er wies außerdem auf den Erfolg der Türken in allen Bereichen des Lebens hin. „Heute zählen sie zu den Arbeitgebern und haben gute Kinder erzogen. Sie sind nicht nur den europäischen Ländern von Nutzen, sondern auch ihrem Heimatland. Wenn es heute ein starkes Belgien, ein starkes Deutschland oder ein starkes Frankreich gibt, dann haben alle hier arbeitenden Migranten neben den Belgiern, Deutschen und Franzosen einen Beitrag dazu geleistet. Sie haben aber nicht nur zur Veränderung Europas, sondern auch zur Veränderung der Türkei beigetragen. In finanziell schwierigen Zeiten haben sie die Türkei mit ihren Devisen unterstützt. Der Motor der heutigen Veränderungen in der Türkei sind sie. Ich möchte mich im Namen meines Volkes, meines Landes dafür bedanken“, so Bozdağ.

„Wir alle haben uns geirrt“

Bozdağ, der daran erinnerte, dass die Türken im Ausland lange als Devisenlieferanten betrachtet wurden und sagte: „Wir dachten, dass unsere Arbeiter Geld verdienen und wiederkommen würden. Auch die anwerbenden Staaten dachten, dass sie ihre Arbeit erledigen und wieder gehen würde. Doch wir alle haben uns geirrt. Unsere Rechnung ist nicht aufgegangen. Es ist an der Zeit, diese Rechnung zu korrigieren und dementsprechend zu handeln. Millî Görüş ist die erste unter den Organisationen ın Europa, die diesen Schritt getan hat.“

„Ich unterschreibe die Rede von Ergün“

Bozdağ teile die Ansichten des IGMG-Vorsitzenden Kemal Ergün. Vieles aus seiner Rede habe er selber zum Ausdruck bringen wollen. „Ich unterschreibe die Rede von Ergün“, so Bozdağ. „Das türkische Volk und die türkische Regierung stehen hinter ihnen“, fügte Bozdağ hinzu, nachdem er betonte, dass es in der Türkei kein Verständnis mehr dafür gebe, das sein eigenes Volk als Bedrohung ansehe.

Die Türkei lasse ihre Bürger, deren Verwandte und Landsleute, egal wo sie sich auf der Welt befänden, nicht allein. „Wir haben 2007 die Yunus Emre Stiftung gegründet, um unsere Sprache und Kultur bekannt zu machen. Zur Pflege unserer Sprache und Kultur führen wir Projekte in 35 Ländern durch. Der Vorreiter dieses Projektes war die Millî Görüş. Ihr habt noch mehr als die Türken in der Türkei unsere Sprache, Religion und Kultur bewahrt. Diese Arbeiten werden wir in Zukunft gemeinsam vorantreiben“, so Bozdağ weiter.

Gleichheit bei der Partizipation

„Nicht Integration sollte von nun an thematisiert werden, sondern die Gleichheit bei der Partizipation“, fügte Bozdağ hinzu und erinnerte zudem daran, dass die Aneignung der Landessprache genauso wichtig ist wie die der Muttersprache.

Bozdağ machte ferner auf zunehmende Diskriminierung, Rassismus und Islamfeindlichkeit aufmerksam und hob hervor, dass gemeinsam dagegen vorgegangen werden muss. Er rief europäische Politiker dazu auf, in dieser Hinsicht aktiv zu werden. „Wir dürfen diese Gefahren aus Furcht vor Stimmenverlusten nicht ignorieren. Sonst werden sie in der Gesellschaft überhand gewinnen“, sagte Bozdağ und fügte hinzu, dass man mit derart krankhaften Einstellungen in der Türkei zu kämpfen habe.

Gerechtigkeit in gleichem Maße für alle

Ferner äußerte sich Bozdağ zu dem NSU-Verfahren vor dem Oberlandesgericht München. Er führte die Ungleichbehandlung der Hauptangeklagten Beate Zschäpe vor Augen, die ohne Handschellen in den Gerichtsraum geführt wurde, während die des Mordes an einem Deutschen angeklagten fünf Türken in Berlin, die unter hohen Sicherheitsmaßnahmen und hinter Gittern an den Gerichtsverhandlungen teilnahmen. Dies sei „diskriminierend, rassistisch und ungerecht“. „Wenn Angeklagte aufgrund ihrer Staatsangehörigkeit unterschiedlich behandelt werden, ermutigt das nur zu Diskriminierung und Rassismus“, warnte Bozdağ.

Der erste Teil der Veranstaltung endete mit einer Koranrezitation und einem gemeinsamen Bittgebet. Im zweiten Teil bereicherten die beliebten Musiker Mustafa Cihat und Maher Zain das Programm. Die IGMG-Vollversammlung fand ebenfalls an diesem Tag statt. Auf dem Gelände wurden außerdem an zahlreichen Ständen die Tätigkeiten der verschiedenen IGMG-Abteilungen vorgestellt. Auch an die Kinder wurde gedacht. Die vom Kinderklub organisierten Theaterstücken und Spiele erfreuten sich bei den Kleinen großer Beliebtheit.

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