Freitagspredigt

Hutba – Den „Nafs“ erziehen

06. Juli 2007

Verehrte Geschwister,
Der „Nafs“, ist eine Kraft im Menschen, die stets nach dem Schlechten, der Lust und Begierde trachtet und sich den Geboten Allahs widersetzt. Diese vom Herzen ausgehende Fähigkeit, wird „Nafs-i mutmainna“, also „Der beruhigte Nafs“ genannt, wenn es sich von seinen irdischen Bindungen löst und in die göttliche Sphäre gelangt.

Die muslimischen Gelehrten haben den „Nafs“, ausgehend von den Versen, die vom „Nafs“ und seinen verscheidenen Erscheinungsformen handeln, in sieben Kategorien unterteilt:
„Nafs-i Ammâra“: Der „Nafs“, der den Geboten Allahs nicht folgt, ohne Zögern die Verbote missachtet und nach Vergnügen sucht.
„Nafs-i Lawwâma“: Der „Nafs“, der die Gebote und Verbote manchmal befolgt und manchmal missachtet, der seine Sünden bedauert und sich aufgrund seiner guten Taten freut.
„Nafs-i Mulhima“: Der „Nafs“, der nach Kräften die Gebote und Verbote Allahs einhält.
– „Nafs-i Mutmainna„: Der „Nafs“, der an den Glaubensinhalten festhält, die Gebote und Verbote des Islams befolgt, keinen Zweifel in diesen Dingen hat und folglich in den Genuss eines geistigen Bandes mit Allah kommt.
– „Nafs-i Râdija„: Der „Nafs“, der sich in jeder Hinsicht dem Gerechten zuwendet, der das Bewusstsein besitzt Allah nicht zu vergessen und, der mit Ihm zufreiden ist.
– „Nafs-i Mardijja„: Der „Nafs“, der sich mit seinem ganzen Wesen dem Gerechten ergeben hat, weshalb Allah mit ihm zufreiden ist.
– „Nafs-i Kâmila„: Der „Nafs“, der sich von allem Schlechten befreit und zu geistiger Reife gelangt ist. Alle Eigenschaften desjenigen, der diese Stufe erreicht, sind schön und all seine Handlungen werden als Gottesdienst (Ibâda) angesehen.

Verehrte Geschwister,
Die beste Beschreibung des „Nafs“ und seiner Verführungen sowie der Wege sich davor zu schützen, wurden im Koran dem Propheten Jûsuf (as) in den Mund gelegt: Doch ich will mich nicht selber reinwaschen. Seht, der Mensch ist zum Bösen geneigt, es sei denn, dass mein Herr Sich seiner erbarmt. Mein Herr ist fürwahr verzeihend und barmherzig. [12:53] Im Koran wird aber auch erwähnt, dass der „Nafs“ erzogen werden kann, wodurch man Erettung erlangt: Wohl ergeht es dem, der sie läutert. Und verloren geht der, der sie verdirbt. [91:9-10] Der Vers sagt aus, dass der „Nafs“ erzogen werden kann, obwohl er unbändig ist und dass man so Errettung erlangen kann. Wenn man ihm aber Folge leistet und sündigt, kann das Grund zu ewigem Leid sein. Deshalb ist die Erziehung des „Nafs“ eine der wichtigsten Ziel des Islams.

Verehrte Geschwister,
Da der „Nafs“ stets nach dem Schlechten und Verwerflichen trachtet, müssen wir immer wachsam sein und vorbeugend handeln. Es gibt Vieles, dass dem „Nafs“ des Menschen zuspricht, wie Besitz, eine gehobene Position, Reichtum, Macht und sinnliche Begierden. Sowie im Koran als auch in vielen Hadithen wird vor den den Gefahren, die mit diesen Dingen zusammenhängen gewarnt und Vorsicht geboten. Es gibt eine Vielzahl von Versen und Hadithen, die uns nahelegen, an den Gottesdiensten festzuhalten, uns stets dem Erlaubten zuzuneigen, achtsam gegenüber dem Verbotenen zu sein, Allah nicht zu vergessen, ihm ständig zu gedenken und dem Guten viel Platz in unserem Leben einzuräumen.

Während im Vers Diejenigen, welche glauben und deren Herzen im Gedanken an Allah in Frieden sind – sollten die Herzen im Gedenken an Allah denn nicht in Frieden sein?“ [13:28], davon die Rede ist, dass das ständige Gedenken an Allah den „Nafs“ erziehen kann, wird in folgendem Hadith vom Gesandten Gottes mitgeteilt, dass dem „Nafs“ durch Genügsamkeit der Weg gewiesen wird: „Wahrer Reichtum ist nicht die Menge des Besitzes. Wahrer Reihtum ist Reichtum des Herzens.„ (Ibni Mâdscha, Zuhd, 9)

Deshalb, verehrte Geschwister, können wir vor unserem „Nafs“, durch den von Zeit zu Zeit sogar Propheten einer Prüfungen unterzogen wurden, nicht sicher sein. Zu wissen, dass es der „Nafs“ war, der unseren Urvater, Adâm (as), um das Paradies gebracht hat, müsste uns reichen. Das Vergnügen und die Freuden der vergänglichen Welt sollten uns nicht täuschen und uns nicht zu etwas verleiten, das wir später bereuen würden. Der folgende Hadith sollte unsere Augen öffnen und wir sollten bis an das Ende unserer Tage aufmerksam und achtsam sein: Der Gesandte Gottes sagte: „Jeder Verstorbene wird auf jeden Fall Reue zeigen.“ Die Gefährten fragten: „Weshalb werden sie Reue zeigen?“ Der Gesandte Gottes antwortete wie folgt: „Derjenige, der Gutes getan hat, wird bereuen nicht mehr getan zu haben und derjenige, der Schlechtes getan hat, wird bereuen, es nicht unterlassen zu haben.“ (Tirmîzî, 2403)

IGMG – Irschad-Abteilung

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