Freitagspredigt
Der 10. Muharram
04. Juli 2025
Verehrte Muslime!
Morgen ist inschallah der 10. Muharram 1447, der Tag von Aschûrâ. Der Monat Muharram ist einer der vier gesegneten Monate im Islam. Besonders in dieser Zeit ist jeder Kampf, jede Auseinandersetzung verboten; unser Prophet (s) nannte ihn den „Monat Allahs“. Das zeigt, wie besonders dieser Monat ist. Er ist ein Monat voller Segen und spiritueller Kraft. Im Koran heißt es: „Die Zahl der Monate bei Allah beträgt zwölf Monate, gemäß dem Buche Allahs, seit dem Tage, an dem er die Himmel und die Erde erschuf. Davon sind vier geschützt. Das ist das ewig gültige Gesetz. Darum versündigt euch darin nicht.“[1] Und unser Prophet (s) sagte: „Nach dem Ramadan ist das beste Fasten im Monat Muharram. Und das beste Gebet nach den Pflichtgebeten ist das Nachtgebet.“[2]Der Monat Muharram erinnert uns auch an ein sehr trauriges Ereignis, das Ereignis von Kerbela.
Am Tag von Aschûrâ wurde Husayn (r) zusammen mit über 70 Gefährten grausam ermordet. Husayn ist der geliebte Enkel unseres Propheten (s) und Sohn von Ali (r) und Fatima (r). Der Gesandte Allahs nannte Husayn „meine Blume in dieser Welt“ und „Anführer der Jugendlichen im Paradies“.
Kerbela ist ein tiefer Schmerz aller Muslime, die den Propheten, seine Familie und seine Gefährten lieben – egal, welcher Richtung sie folgen. Doch Kerbela ist nicht nur Geschichte.
Auch heute sehen wir ähnliche Ungerechtigkeiten: In Palästina leiden Unschuldige unter Hunger und Durst, wie einst die Kinder Husayns. In Syrien werden Familien auseinandergerissen, im Jemen hungern Kinder, in Ostturkestan dürfen Menschen ihren Glauben nicht leben und werden unterdrückt. All das zeigt: Unrecht, das es zu Zeiten von Kerbela gab, gibt es auch heute. Deshalb ist es wichtig zu betonen, dass es uns nicht nur darum geht, vergangene Ereignisse zu betrauern. Vielmehr sollen sie uns dazu anregen, aufmerksam hinzuschauen, was heute geschieht – und Verantwortung zu übernehmen.
So wie sich Husayn (r) gegen Unterdrückung wehrte, sollten auch wir heute in Einheit und Solidarität gegen Ungerechtigkeit zusammenhalten. Unser Schmerz soll uns nicht spalten, sondern uns lehren, füreinander da zu sein.
Damit wir Kerbela nicht erneut erleben, müssen wir Konflikte und Spaltung verhindern und dagegen ankämpfen. Wir sollten uns den Mut, die Würde und den Gerechtigkeitssinn von Husayn (r) zum Vorbild nehmen. Lasst uns gemeinsam für das Gute einstehen und allem Schlechten entgegentreten.
Lasst uns für Gerechtigkeit einstehen und uns dem Unrecht entschieden widersetzen.
Lasst uns überall auf der Welt für Frieden, Menschlichkeit und Hoffnung eintreten.
Möge Allah diesen Monat zu einer Zeit des Erwachens für uns alle machen. Âmîn.
[1] Sure Tawba, 9:36
[2] Tirmizî, Sawm, 40