Freitagspredigt
Der Hadsch ist Arafat
30. Mai 2025
Verehrte Muslime!
Die Pilgerfahrt gehört zu den ältesten Formen des religiösen Reisens. Der Hadsch ist eine Reise zu einem bestimmten Ort, aber auch eine Reise zu sich selbst. Er ist eine der fünf Säulen des Islams und für viele Muslime ein bedeutender Wendepunkt in ihrem Leben. Wer sich auf den Weg nach Mekka macht, lässt seinen Alltag hinter sich, folgt Allahs Ruf und betritt einen Raum, in dem die Zeit langsamer und vieles klarer wird.
Der Hadsch ist keine Urlaubsreise, sondern eine bewusste Unterbrechung der Routine. Er fordert uns körperlich, aber auch innerlich. Jede Station dieser Reise erinnert uns daran, dass wir als Menschen auf der Suche sind: nach Sinn, nach Vergebung und nach Nähe zu Gott.
Liebe Gemeinde!
Was macht den Hadsch besonders? Es ist das gemeinsame Erleben: Millionen Menschen aus allen Regionen dieser Welt tragen dieselbe Kleidung, sprechen dieselben Worte und stehen Schulter an Schulter im Gebet. Unterschiede verschwinden. Was bleibt, ist das Gemeinsame, die Zugehörigkeit zu einer großen Gemeinschaft.
Unser Prophet Muhammad (s) sagt: „Der Hadsch ist Arafat.“[1] Dieser Satz bringt es auf den Punkt. Wer nicht an dem Tag in Arafat verweilt, hat den Hadsch im eigentlichen Sinne verpasst. Aber Arafat ist mehr als nur ein Ort. Arafat ist ein Moment der Klarheit. Dort wird das Wesentliche sichtbar. Wer dort steht, erkennt: Vor Gott zählen keine Titel, kein Geld, kein Einfluss. Was zählt, ist das, was im Herzen ist.
In einem Hadith, überliefert von unserer Mutter Aîscha (r), heißt es: „Es gibt keinen Tag, an dem Allah mehr Menschen vom Höllenfeuer befreit als am Tag von Arafat.“[2] Das bedeutet: Er ist ein Tag voller Hoffnung. Ein Tag, an dem der Abstand zwischen Gott und Mensch besonders klein scheint.
Liebe Geschwister!
Zu den Ritualen des Hadsch gehören der Aufenthalt in Arafat, das Steinewerfen in Mina, das Opfern eines Tieres, der gemeinsame Lauf zwischen Safâ und Marwa. All das hat einen tieferen Sinn. Es geht nicht um äußere Formen allein, sondern um innere Bewegung: um Reinigung, Bewusstsein, Demut, Selbstüberwindung und Dankbarkeit. Und der Lohn dieser Reise? Unser Prophet (s) sagt: „Wer den Hadsch allein für Allah vollzieht, ohne schlechte Worte und ohne Ungehorsam, der kehrt zurück, als sei er neu geboren: rein von Sünden.“
Zum Schluss erinnern wir uns an die Worte Allahs: „Und rufe die Menschen zur Pilgerfahrt. Lass sie zu dir kommen zu Fuß und auf allen möglichen flinken Reittieren, aus den fernsten Gegenden.[3] Diese Worte wirken bis heute. Sie rufen uns.Möge Allah den Hadsch aller Pilger annehmen und möge er uns die Möglichkeit geben, den Ruf zu hören, wenn unsere Zeit dafür gekommen ist. Möge euer Freitag gesegnet sein.
Hinweis:
Das Kurban-Opfer zur Zeit des Hadsch bringt uns Allah näher. Es ist eine bedeutende Ibâda, die wir nicht vergessen sollten. Wer seinen Kurban nicht selbst schlachten kann, hat die Möglichkeit, dies über Hasene zu tun. Mit über 40 Jahren Erfahrung sorgt Hasene dafür, dass die Kurban-Opfer Menschen in Not erreichen. Wer seine Kurban-Spende Hasene anvertrauen möchte oder Fragen hat, kann sich an den Hasene-Beauftragten in unserer Gemeinde oder direkt an mich wenden. Möge Allah unsere Ibâdas und unser Kurban-Opfer annehmen, unsere Absichten reinigen und unsere Taten segnen. Möge er den Armen und Bedürftigen Hoffnung geben, der Umma Barmherzigkeit schenken und unsere Herzen mit Frieden erfüllen.
[1] Nasâî, Manâsik al-Hadsch, 203
[2] Muslim, Hadsch, 436
[3] Sure Hadsch, 22:27