Freitagspredigt

Hutba – Andalusien

06. Januar 2012

Verehrte Muslime,

im Koran heißt es: Und haltet allesamt an Allahs Seil fest, und zersplittert euch nicht …“ (Sure Âli Imrân, [3:103]) Das Seil, von dem hier die Rede ist, ist der Koran und der Weg unseres Propheten. Es stärkt die Beziehung zwischen den Gläubigen und Allah und ebenso die Beziehungen der Gläubigen untereinander. Er formt eine Gemeinschaft aus ihnen. Haltet allesamt an Allahs Seil fest“ bedeutet, dass die Muslime den Islam zum Ausgangspunkt ihres Lebens machen und sich auf diesem Weg einsetzen sollen. Sobald sie dieses Seil lockern oder sich von ihm entfernen, kommt es zur Zwietracht und Trennungen untereinander.

Dabei haben wir Muslime, die an ihrem Glauben festhalten, dem Koran gemäß leben und die Gemeinschaft pflegen, schon immer Werke zurückgelassen, von denen die gesamte Menschheit Nutzen ziehen konnte. Doch wann immer wir uns von diesen Prinzipien entfernten, änderte sich diese Sachlage.

Verehrte Geschwister,

in diesen Tagen des Jahres 1492 ging das acht Jahrhunderte alte islamische Andalusien zu Grunde. Muslimische Andalusier trugen ihren Glauben und ihre Werte in alle Lebensbereiche. Sie gründeten und förderten die Wissenschaft, Kultur, Bildung, Kunst und Literatur. Noch heute blicken wir mit Stolz auf die andalusische Geschichte zurück. Am Beispiel Andalusiens sehen wir, wie umfassend die islamische Religion ist. Während die Muslime ihre Beziehungen aufrecht erhielten und stärkten, lebte man mit Menschen anderer Religionen jahrhundertelang in Frieden zusammen.

Geschätzte Geschwister,

selbstverständlich war nicht alles gut und schön. Auch die andalusischen Muslime hatten mit Problemen und negativen Entwicklungen zu kämpfen. Sie führten sogar Kriege untereinander. Sie entfernten sich von dem Vers, den wir zu Beginn unserer Hutba erwähnten und hielten sich nicht am Seil Allahs fest. Auf diese Weise zerstörten sie ihre Errungenschaften mit den eigenen Händen. Für uns bedeutet das: Wenn wir aus der Geschichte lernen möchten, dann dürfen wir nicht in eine gewisse Nostalgie eintauchen, die alle negativen Aspekte ausblendet. Fakt ist aber trotzdem, dass die andalusischen Muslime etwas geschafft haben, was die Muslime im heutigen Europa bisher nicht geschafft haben. Ausgehend von ihrem Glauben haben sie nämlich eine originelle islamische Kultur, Wissenschaft, Kunst und Literatur entwickelt. Dieser Aspekt ist es, mit dem wir uns beschäftigen sollten, wenn wir uns mit der andalusischen Geschichte auseinandersetzen und von ihr lernen möchten.

IGMGIrschadabteilung

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