Freitagspredigt

Hutba – Die Hidschra

03. Dezember 2010

Verehrte Muslime,

eines der bedeutenden Ereignisse der islamischen Geschichte ist die Auswanderung aus Mekka. In Medina entstand nach der Hidschra somit die erste muslimische Gemeinde. Dabei sollte die Hidschra nicht als bloßer Ortswechsel angesehen werden. Vielmehr beginnt mit ihr eine neue Ära in der Geschichte des Islams. Sie ist der Beginn einer Zeit, die der Menschheit in vielerlei Hinsicht den Weg weisen kann. Gerechtigkeit, Frieden sowie geistige und materielle Ausgewogenheit sind Begriffe, die wir mit dieser Zeit in Verbindung bringen. Die medinensische Periode ist zudem ein Zeitabschnitt in der islamischen Geschichte, der uns vor Augen führt, was für vorbildliche Persönlichkeiten der Islam hervorbringen kann.

Verehrte Geschwister,

Allah hat unserem Propheten, Muhammad (saw), zuerst aufgetragen, die neue Religion im engsten Verwandten- und Freundeskreis zu verbreiten. Dann folgte die öffentliche Darstellung des Islams, um schließlich die ganze Welt mit der Botschaft der letzten Religion Gottes bekannt zu machen. So wie bei allen Propheten hat man sich auch gegen den letzten Propheten gestemmt. Nachdem die polytheistischen Mekkaner erkannt haben, dass sie der Botschaft Muhammads (saw) auch mit Folter und Unterdrückung nicht Einhalt gebieten können, haben sie beschlossen, ihn zu ermorden. Der Koran gibt das folgendermaßen wieder: „Und damals als die Ungläubigen Pläne gegen dich schmiedeten, um dich festzunehmen oder zu ermorden oder zu vertreiben: Sie schmiedeten Pläne, und Allah schmiedete Pläne; doch Allah ist der Beste im Pläneschmieden.“ (Sure Anfâl, [8:30]) Der Plan der Mekkaner ging nicht auf. Sie hatten nämlich nicht bedacht, dass Gott hinter dem Gesandten Gottes steht. Allah erlaubte den Muslimen die Auswanderung nach Medina. In einer Nacht im Jahre 622 endete somit die mekkanische Periode des Islams und es begann die medinensiche.

 

Verehrte Muslime,

die Ausdauer und die Entschlossenheit der jungen muslimischen Gemeinschaft in Mekka zeigt sich auch in der Nacht der Auswanderung. So legte sich Ali (ra) anstelle des Propheten in das Bett, um die Mekkaner in die Irre zu leiten – in vollem Bewusstsein, dass er anstelle des Gesandten Gottes getötet werden könnte. Abu Bakr (ra) hat sich selbst, seine Familie und sein gesamtes Vermögen in die Dienste des Propheten gestellt. Seiner aufopferungsvollen Hingabe wird im Koran wie folgt Ausdruck verliehen: Wenn ihr ihm nicht beisteht, (so bedenkt,) dass ihm bereits Allah geholfen hat, als ihn die Ungläubigen vertrieben – als beide in der Höhle waren, und als er zu seinem Gefährten sprach: »Sei nicht traurig! Siehe, Allah ist mit uns.« Da sandte Allah seinen großen Frieden auf ihn nieder und stärkte ihn mit Heerscharen, die ihr nicht saht. Und er machte das Wort der Ungläubigen unterlegen und Allahs Wort überlegen. Und Allah ist mächtig und weise.(Sure Tawba, [9:40])

Verehrte Geschwister,

ein solch bedeutendes Ereignis kann natürlich nicht zufriedenstellend im Rahmen einer Hutba erläutert werden. Deshalb bemühen sich unsere Gemeinden mittels gesonderter Veranstaltungen die Hidschra und ihre Bedeutung für uns darzulegen. Unsere Hoffnung ist, dass sich die Muslime der Gegenwart die Botschaft der Hidschra erkennen. Mögen Gerechtigkeit, Frieden und Zusammenhalt an die Stelle von Unterdrückung, Krieg und Zwiespalt treten, mit denen auch große Teile der islamischen Welt konfrontiert sind. In diesem Sinne beglückwünschen wir alle unsere Geschwister anlässlich des neuen Hidschra-Jahres.

IGMG-Irschadabteilung

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