Freitagspredigt

Hutba – Die Umma

18. November 2011

Verehrte Muslime,

das Wort „Umma“ (Gemeinschaft) kommt im Koran 64-mal vor und wird auch in unzähligen Hadithen verwendet. Umma bedeutet „Gruppe“, „Gesellschaft“ oder „Volk“. Aber am häufigsten bezeichnet es die Gemeinschaft der Anhänger eines Propheten oder einer Religion (Dîn). Kurz: Die Anhänger eines Propheten stellen eine Umma dar.

Der Koran weist darauf hin, dass die Menschen am Anfang eine einzige Umma waren. Sie hätte auch als eine einzige Gemeinschaft (im Glauben) bestehen können. Doch die Umma hat sich später in verschieden Gemeinschaften gespalten und jeder Gemeinschaft wurde ein Prophet gesandt. Unser Prophet Muhammad (saw) ist der letzte Prophet und wurde nicht nur einer Gemeinschaft, sondern der gesamten Menschheit gesandt.

Die Menschen leben in verschiedenen Gemeinschaften, in Stämmen, Nationen oder Gemeinden. Das ist so, damit sie sich gegenseitig kennenlernen können. Auch wenn ihre Hautfarbe, Sprache und Religion nicht dieselbe ist, sind doch alle Menschen Kinder von Adam (as) und Hawwa. Sie sind also Geschwister. Der Mensch schöpft seine Würde schließlich aus seinem Mensch-Sein. Aus dieser Beziehung erwachsen somit Pflichten. Die gegenseitige Unterstützung, die Lösung bestehender Probleme und das Vorgehen gegen Ungerechtigkeiten eine Angelegenheit der gesamten Menschheit. Die Religion oder Identität des Betroffenen spielt keine Rolle.

Liebe Geschwister,

die „Umma Muhammads“ oder die „Umma des Islams“ umfasst alle Menschen, die unserem Propheten folgen. Im Koran werden der Umma Muhammads (saw) bestimmte Eigenschaften und davon ausgehend bestimmte Rollen zugeschrieben. Zuallererst ist sie eine Umma der Mitte (Wasat). Das heißt, eine Gemeinschaft auf dem „geraden Weg“ (Sirât al-mustakîm). Sie hält sich in ihren Äußerungen und Handlungen von Übertreibung und Abweichung fern, handelt entsprechend ihrer „natürlichen Veranlagung“ (Fitra), steht für menschliche Werte ein, ist rechtschaffen, maßvoll und gerecht. Die Umma Muhammads (saw) führt ein ausgewogenes Leben, das das Diesseits und Jenseits (Âchira) gleichermaßen umfasst.

Damit hängt die zweite Eigenschaft der Umma Muhammads (saw) zusammen: Sie ist Zeuge (Schâhid) der Menschheit. Die Umma Muhammads (saw) ist mit ihren Eigenschaften als Gemeinschaft der Mitte ein Vorbild für andere Gemeinschaften. Sie zeigt der Menschheit, wie eine Gemeinschaft auszusehen hat. Sie ahmt andere nicht nach, sondern stellt vielmehr selbst ein Modell dar. Unser Prophet Muhammad (saw) dient der Umma als Vorbild.

Die dritte Eigenschaft der Umma Muhammads (saw) ist, dass sie die beste Gemeinschaft ist. Diese Eigenschaft verdient sie, wenn sie das Gute (Marûf) gebietet und vom Schlechten (Munkar) abhält. Im Koran heißt es: Ihr seid die beste Gemeinschaft, die für die Menschen erstand. Ihr gebietet das Rechte und verbietet das Unrechte und glaubt an Allah…“ (Sure Âli Imran, [3:110]) Der Vers sieht vor, dass ein Muslim ein modellhaftes Leben führt und sich für das Gute einsetzt. Wie auch der Prophet in einem Hadith sagte, soll sich ein Muslim dort, wo er sich befindet, nach Kräften um die Verbreitung des Guten und die Verhinderung des Schlechten bemühen.

Verehrte Muslime,

die Solidarität ist ein Teil der Verantwortung der Umma. In diesem Sinne dürfen wir uns freuen, mit der Opfertierkampagne einen Teil unserer Aufgabe erfüllt zu haben. Über den IGMG Hilfs- und Sozialverein HASENE und mit der ehrenamtliche Unterstützung hunderter Geschwister haben wir das Fleisch von 127 952 Opfertieren Armen und Bedürftigen in 53 Ländern zukommen lassen können. Das größte Geschenk für uns ist jedoch, die Bittgebete dieser Menschen erhalten zu haben. Möge uns Allah noch viele solcher beispielhaften Projekte ermöglichen.

IGMG-Irschabteilung

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