Freitagspredigt

Hutba – Ein Muslim stellt sich gegen den Ungerechten

01. Februar 2008

Verehrte Muslime,

die Ungerechtigkeit und Unterdrückung, die die Menschheit erleidet, kommt von niemandem als ihr selbst. Das Verbrechen begann mit dem Mord des Sohnes Âdams (as) Kâbil an seinem Bruder Hâbil, dessen Worte im Koran wie folgt festgehalten wurden: Er sprach: „Wahrlich, ich schlage dich tot! [5:27] Obwohl nach jeder schmerzlichen Erfahrung keine Wiederholung dieses Leides gewünscht wird, kommt es aufgrund der Schwäche des Menschen leider immer wieder zu leidvollen Erlebnissen. Die größten dieser Verbrechen sind Massenmorde, die bis hin zur völligen Ausrottung ganzer Völker geführt haben. Eines der schlimmsten Genozide ist gemäß dem Koran der Mord, die der Pharao an den Söhnen Israels begangen hat. Der Pharao ließ alle männlichen Neugeborenen sofort töten; nur die Mädchen wurden am Leben gelassen. Im Koran heißt es dazu: Und als Moses zu seinem Volke sprach: »Gedenkt der Gnade Allahs gegen euch, als Er euch vor dem Volke Pharaos rettete, das euch mit schlimmer Plage heimsuchte und eure Söhne abschlachtete und (nur) eure Töchter leben ließ. Darin lag eine gewaltige Prüfung eures Herrn. [14:6])

Verehrte Geschwister,

manchmal werden diese Genozide auch durch Embargos unterstützt, durch die viele Menschen umkommen, während andere Tag für Tag mit dem Tod leben. So geschah es auch als der dem Pharao gleichgesinnte Abû Dschahl den Gesandten Gottes Muhammad (saw) und seine Anhänger im Viertel von Abû Tâlib festhielten und jeden, der dieses Gebiet verließ als Sklaven behandelten und folterten. Die Muslime durften das Viertel nur während der Hadsch verlassen. Aber auch während dieser Zeit gaben die Mekkaner keine Ruhe. Sie bedrohten die Händler, die es wagten den Muslimen etwas zu verkaufen und als auch dies nicht half, verkauften sie ihre Lebensmittel zu sehr hohen Preisen an die Muslime. So wurde das Viertel Abû Tâlibs zu einem Armenviertel, in dem das Weinen der Kinder nicht mehr aufhörte. Die Mekkaner, die den Muslimen aus Barmherzigkeiten etwas zu Essen gaben, wurden von den Stammesangehörigen bestraft. Unser Prophet sowie seine Gattin Chadîdscha (ra) und Abû Bakr (ra) gaben ihren gesamten Besitz für die Muslime aus. Als diese tapferen Muslime gar keine Möglichkeit mehr hatten, waren sie gezwungen, sich von Gras und Blätter zu ernähren und sich Steine um den Leib zu binden. Letztlich wurde dieses Embargo nach drei Jahren von einigen barmherzigen Mekkanern beendet.

Verehrte Muslime,

im vergangenen 20. Jahrhundert wurden zwei Weltkriege geführt, bei denen – ohne Übertreibung – hunderte Millionen Menschen das Leben verloren. Die kriegsführenden Länder wurden völlig zerstört und die Überlebenden hatten noch Jahrzente mit den Folgen des Krieges zu kämpfen. Vor allem der zweite Weltkrieg, bei dem Atombomben zum Einsatz kamen und der Nationalismus wütete, die Kriege auf dem Balkan in den 90er Jahren und die durch Embargos gestützten Kriege in Afrika, in Palästina und im Irak zeigen das die Menschheit nicht aus der Vergangenheit gelernt hat. Dabei wird im Koran von den Söhnen Israels, die unter der Unterdrückung des Pharaos leiden, geboten, daraus eine Lehre zu ziehen: Und gedenkt, dass Wir euch vor dem Volke Pharaos retteten, das euch mit schlimmer Pein heimsuchte. Sie erschlugen eure Knaben und ließen nur eure Mädchen am Leben: Dies war eine große Prüfung von eurem Herrn. [2:49] Umso verwunderlicher ist das Vorgehen der Söhne Israels im Gazastreifen, an denen ein großes Verbrechen begangen wurde, indem unter anderem in den Lager in Auschwitz Millionen Menschen vergast wurden und sie viele schmerzliche Erfahrungen erlebt haben. Als Muslime, die den Weltfrieden wünschen, können wir nicht dulden, dass fundamentale Rechte des Menschen missachtet werden. Es ist uns ein Gebot, auf der Seite der Menschen zu sein, denen Ungerechtigkeit widerfährt, egal welcher Religion sie angehören und ungeachtet ihrer Herkunft. Leider muss jedoch darauf hingewiesen werden, dass es heute immer die Muslime sind, die ungerecht behandelt, unterdrückt und ausgebeutet werden. Wir richten uns an die Muslime und alle anderen gewissenhaften Menschen und rufen dazu auf, all unsere Möglichkeiten auszuschöpfen, um der Ungerechtigkeit, den Embargos und den Massenmorden im Irak, in Palästina, Afghanistan, Darfur, Kenia und allen anderen Ländern, in denen die Rechte der Menschen missachtet werden, ein End zu bereiten. Aus diesem Grund sollten wir uns auch an den Hilfsaktionen für die unschuldigen Menschen im Gazastreifen beteiligen und für sie beten. Wir möchten unsere Hutba mit einem Vers des Korans und einem Hadîth beenden: Siehe, diejenigen, welche glaubten und ausgewandert sind und sich mit Gut und Blut auf Allahs Weg einsetzten und (dem Propheten) Herberge und Hilfe gewährten, sollen einer des anderen Freund sein. [8:72] „Die Verbundenheit eines Gläubigen zu einem anderen Gläubigen, ist wie ein Haus, dessen einzelne Teile sich vervollständigen.“ (Buchârî, Muslim, Tirmizî, Nasâî)

IGMG – Irschad-Abteilung

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