Freitagspredigt

Hutba – Gerechtigkeit

14. Mai 2010

Verehrte Muslime,

das Wort Gerechtigkeit (Adl) meint ein ausgewogenes Verhalten, jedem das zu geben, was ihm zusteht, sich von Ungerechtigkeiten fernzuhalten und in allen Lebenssituationen einen Mittelweg zu suchen. Das Gegenteil von Gerechtigkeit wird im islamischen Sprachgebrauch mit „Zulm“ widergegeben, was soviel bedeutet wie Ungerechtigkeit, Unterdrückung und Gewissenlosigkeit. Gemäß dem Gerechtigkeitsverständnis des Islams dürfen Menschen nicht ungleich behandelt werden, weil sie sich etwa hinsichtlich ihrer Kultur, Bildung und der sozialen Stellung unterscheiden. Gerecht zu sein, ist eines der grundlegendsten Gebote des Korans. Deshalb wird am Ende jeder Hutba zur Gerechtigkeit ermahnt, indem folgender Vers rezitiert wird: „Siehe, Allah gebietet, Gerechtigkeit zu üben, Gutes zu tun und die Nahestehenden zu beschenken. Und er verbietet das Schändliche und Unrechte und Gewalttätige. Er ermahnt euch, euch dies zu Herzen zu nehmen.“ (Sure Nahl, [16:90])  

Verehrte Geschwister,

im Islam spielt es keine Rolle, ob man jemanden mag oder nicht, mit ihm verwandt oder befreundet ist oder nicht, reich, arm, einflussreich oder ohne eine Stimme ist; die Aufforderung zur Gerechtigkeit gilt für alle und muss jedem Menschen gegenüber erfüllt werden. Die Verse des Korans zeigen uns den Weg der Gerechtigkeit mit deutlicher Sprache: „O ihr, die ihr glaubt! Tretet für die Gerechtigkeit ein, wenn ihr vor Gott Zeugnis ablegt, und sei es gegen euch selber oder euere Eltern und Verwandten. Handele es sich um arm oder reich, Allah steht euch näher als beide. Und überlasst euch nicht der Leidenschaft, damit ihr nicht vom Recht abweicht. Wenn ihr (das Recht) verdreht oder euch (von ihm) abkehrt, siehe, Allah weiß, was ihr tut.“ (Sure Nisâ, [4:135]) „O ihr, die ihr glaubt! Steht in Gerechtigkeit fest, wenn ihr vor Allah bezeugt. Der Hass gegen (bestimmte) Leute verführe euch nicht zu Ungerechtigkeit. Seid gerecht, das entspricht mehr der Gottesfurcht. Und fürchtet Allah. Siehe, Allah kennt euer Tun.“ (Sure Mâida, [5:8])  

Verehrte Muslime,

egal ob für Freund oder Feind, es muss alles getan werden, um der Gerechtigkeit zu genügen. Denn der Muslim tut dies nur, um die Zufriedenheit Gottes zu erreichen, und nicht, um anderen Menschen zu gefallen. Das Gebot der Gerechtigkeit im Islam ist absolut und universell. Doch es müssen in erster Linie die Muslime sein, die sich vom Koran angesprochen fühlen. Wir sind in der Verantwortung, unser Leben dem Prinzip der Gerechtigkeit entsprechend zu führen. Nur so können wir von anderen dasselbe erwarten und ein gutes Beispiel sein. Die Geschichte zeigt uns, dass dies möglich ist. Denn an zahlreichen Beispielen kann aufgezeigt werden, dass in Zeiten, in denen Gerechtigkeit herrschte, die Menschen ein Leben in ihrer Verantwortung vor Gott führen konnten.

Verehrte Geschwister,

unser Prophet, Muhammad (saw), hat stets gerecht gehandelt und seine Gefährten dazu aufgerufen. In zahlreichen Hadithen wird berichtet, dass er jene lobte, die sich gerecht verhielten. Der Gesandte Gottes sagte: „Diejenigen, die gerecht herrschen und zu denen, für die sie die Verantwortung tragen, gerecht sind, werden bei Allah auf einem Podest aus Licht stehen.“ (Muslim, Imâra, 18) „Gerechte Staatsmänner und Beamte werden am der Tag der Abrechnung die Führer derer sein, die Allahs Gnade und Schutz genießen.“ (Buchârî, Adab, 36)

Deshalb, verehrte Muslime,

sind wir angehalten uns gegenüber unserer Familie, unseren Verwandten, Freunden und Bekannten gerecht zu verhalten, auch wenn es nicht zu unserem Vorteil ist. Möge uns Gott dabei helfen und uns leiten.

IGMGIrschadabteilung

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