Freitagspredigt

Hutba – Moscheen nach dem Vorbild der Masdschid an-Nabawî

09. Dezember 2011

Verehrte Muslime,

Moscheen symbo­li­sie­ren di­e Gesc­hich­te, Lehre und Wel­tsicht des Is­lams. Für uns sind sie deshalb mehr als einfache Einrichtungen. Sie sind der Ausgangspunkt unserer Gottesdienste (Pl. Ibâdât), des Wissens, der Gemeinschaft und jeder Facette im Leben der Muslime. So erklärt sich auch, die Herkunft des Wortes für Moschee. Der vor­wie­gend im Tür­kischen gebräuch­lic­he Beg­riff „Dschâ­mî“ kommt nämlich vom ara­bisc­hen „dscham'“ (ver­sam­meln, zu­ei­nan­der brin­gen).

Von allen Moscheen, die zur Zeit unseres Propheten erbaut wurden, ist die Masdschid an-Nabawî das Vorbild für alle nachfolgenden Moscheen. Die „Prophetenmoschee“ war eine der ersten Moscheen in der Geschichte des Islams und erfüllte verschiedene Funktionen gleichzeitig. Hierzu gehörte an erster Stelle, dass sie der Ort des individuellen oder gemeinschaftlichen Gebets ist. Daher kommt auch die Bezeichnung „Masdschid“, „Ort der Niederwerfung (Sadschda)“.

Neben den Gottesdiensten fand in oder bei den Moscheen auch Wissensvermittlung statt. Nahezu alle muslimischen Gelehrten begannen ihr Studium in den Lehreinrichtungen in den Moscheen und führten sie später dort fort. Daneben hatten die Moscheen zahlreiche andere Aufgaben. So hatten sie un­ter anderem kul­tu­rel­le und ad­mi­nis­tra­ti­ve Funk­tio­nen in­ne, waren zentraler Versammlungsplatz und Ort der Beratung. Natürlich müssen unsere Moscheen heute nicht alle diese Funktionen erfüllen. Doch die prophetische Praxis zeigt uns deutlich: Die Moschee ist nicht nur ein Ort des Gebets.

Verehrte Muslime,

leider folgen viele Moscheen in der islamischen Welt nicht mehr diesem Verständnis. Die Moscheen weltweit werden häufig nur noch als Gebetsstätte verwendet. Im Ge­gen­satz hierzu haben unsere Mosc­he­en in Europa die Chan­ce, dem Vor­bild der „Masds­chid an-Na­ba­wî“ folgend, als mul­ti­funk­tiona­le Zentren zum Ein­satz zu kom­men. Denn im Verlauf der Zeit ist uns immer deutlicher bewusst geworden, dass wir auf Dauer in den Ländern Europas leben werden. Und so wie die Muslime nach der Hidschra nach Medina zuerst eine Moschee errichtet haben, um ihre religiösen, sozialen und kulturellen Bedürfnisse zu stillen, so haben auch die ersten Muslime in Deutschland, Frankreich, Österreich und den anderen Ländern Europas Moscheen errichtet und diese mit Leben gefüllt.

Je­de Mosc­he­e in Europa er­füllt in diesem Sinne min­des­tens drei Auf­ga­ben: Si­e ist Ort des Ge­bets, Ort der Kul­tur und Ort der Er­zie­hung. Dass unsere Mosc­he­en auch kul­tu­rel­le Auf­ga­ben wahr­neh­men, hat mit der Mig­ra­ti­ons­gesc­hich­te zu tun. Di­e gro­ße Mehr­he­it der Mus­li­me in Europa sind Mig­ran­ten, di­e mit der Mosc­he­e ei­nen Treff­punkt ha­ben, an dem si­e auch ihr kul­tu­rel­les Le­ben fort­füh­ren kön­nen. Dies beginnt bei ein­fac­hen Gesprächskrei­sen und führt über Ve­rans­tal­tun­gen an Fe­ier­ta­gen wi­e dem Ra­ma­dan- oder dem Op­fer­fest (Kurbân).

Zudem werden durch die Dienste der Moscheen Traditionen gepflegt, die muslimische Identität festigt und gesellschaftlichen Austausch gewährleistet. Diese Ziele verfolgen unsere Jugendorganisation, unsere Frauen-Jugendorganisation, unsere Frauenorganisation und schließlich alle anderen Dienste unserer Gemeinschaft. Hierzu zählen etwa der Koranunterricht, die Vermittlung der Sunna, Nachhilfekurse, Sprachunterricht, Computerkurse und viele andere Seminare und Kurse.

Verehrte Geschwister,

die Moscheen sind also die Zentren des muslimischen Lebens. Sie sollten aktiv sein und unterschiedliche Dienste anbieten. Auf diese Weise können wir der Sunna unseres Propheten gerecht werden und die Zukunft der Muslime in Europa mitgestalten. In diesem Sinne sollten wir versuchen, uns soweit wie möglich an der Arbeit unserer Moscheen zu beteiligen und folgenden Vers nicht aus den Augen verlieren: „Betreuen und besuchen sollte die Moscheen Allahs nur, wer an Allah und den Jüngsten Tag glaubt und das Gebet verrichtet und die Steuer zahlt und. Allah allein fürchtet. Diese mögen zu den Rechtgeleiteten gehören.“ (Sure Tawba, [9:18])

IGMGIrschadabteilung  

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