Freitagspredigt

Der Besuch von Freunden und Verwandten

05. Juni 2015 Rahla
Rahla

Verehrte Muslime!
Die Ferienzeit rückt näher. Viele von uns werden sich auf den Weg machen, um ihre Eltern, Verwandten und Freunde zu besuchen. Wer nicht verreisen kann, sollte die ihm nahe stehenden Menschen wenigstens anrufen und sich nach ihrem Befinden erkundigen. Allah befielt uns dies viele Male im Koran, ebenso wie der Prophet in den Hadithen. In dem eben zitierten Koranvers heißt es: „Und dient Allah und setzt ihm nichts an die Seite. Und seid gut zu den Eltern, den Verwandten, den Waisen, den Armen, dem Nachbarn, sei er einheimisch oder aus der Fremde, zu den Freunden, den Reisenden und zu denen, über die ihr von Rechts wegen verfügt. Siehe, Allah liebt nicht den Hochmütigen, den Prahler.“[1]

Liebe Geschwister!
Die Beziehung zu unseren Verwandten und Freunden nennen wir „Sila ar-Rahîm“. Wir verwenden diesen Ausdruck vor allem für den Besuch unserer Verwandten. Doch Sila ar-Rahîm bedeutet nicht nur Besuch, sondern auch unterstützen, beschenken, sich um die Sorgen und Nöte anderer kümmern und ihre Duâs entgegennehmen. Was Sila ar-Rahîm aber genau bedeutet, hängt von der Situation des Verwandten ab, der in der Ferne lebt. Manchmal reicht ein Gruß, manchmal ein paar Worte, aber manchmal ist es auch notwendig, materielle Hilfe zu leisten.

Verehrte Muslime!
Hören wir die tiefsinnigen Worten unseres Propheten: „Wer an Allah und an den Jüngsten Tag glaubt, soll an seine Verwandten denken und nach ihnen sehen.“[2] „Wer ein großzügiges Auskommen haben und spät sterben will, soll an seine Verwandten denken und nach ihnen sehen.“[3] „O ihr Menschen, grüßt einander, kümmert euch um eure Verwandten, ladet sie zum Essen ein! Verrichtet nachts, wenn die Menschen schlafen, das Gebet, damit ihr friedvoll ins Paradies eintretet.“[4]

Besuche im Sinne des Sila ar-Rahîm sind sehr wichtig. Vor allem Besuche, bei denen auch noch kleine Geschenke mitgebracht werden, stärken die Beziehungen zu Verwandten und Freunden und beenden Streitigkeiten. Besuche helfen, Trauer miteinander zu teilen und geben Gelegenheit, gemeinsam Lösungen für Probleme zu finden.

Die Geschenke, die wir erhalten, sollten wir nicht gering schätzen! Unser Prophet sagte: „O ihr muslimischen Frauen! Nachbarsfrauen sollen das gegenseitige Beschenken nicht gering schätzen! Selbst wenn das, was sie austauschen, noch so gering ist!”[5]

Liebe Geschwister!
Verwandschaftliche Beziehungen, Bekanntschaften und Freundschaften verlieren heutzutage immer mehr an Bedeutung. Daher wird sich ein Besuch bei älteren Verwandten und Bekannten positiv auf die Persönlichkeit unserer Kinder auswirken, insbesondere wenn wir ein verwandtes Kind, zum Beispiel einen Neffen oder eine Nichte, besuchen. Wenn wir heute das Wort Sila ar-Rahîm, aber nach einem Grund suchen, um unseren Verwandten und Freunden fernzubleiben, liegt das daran, dass wir den Befehl, die Verwandtschaftsbande zu festigen und zu pflegen, nicht erfüllen.

Verehrte Muslime!
Den Wert gegenseitiger Liebe und Zuneigung kann man nicht messen. So ist es nicht richtig, zum Beispiel die Eltern zwar materiell zu unterstützen, sie aber nicht zu besuchen. Wir müssen ihnen sowohl materiell helfen, als auch sie besuchen. Nur so entstehen Liebe und Zuneigung. Nur so erhalten wir Barmherzigkeit!

Vergessen wir nicht, dass Allah unsere Anstrengungen und Bemühungen nicht unbeantwortet lässt.

[1] Sure Nisâ, 4:36
[2] Buhârî, Ilm, 37; Muslim, Îmân, 74-77
[3] Buhârî, Adab, 12
[4] Tirmizî, Ad-Dima, 45
[5] Buhârî, Hiba, 1

pdf Hutba: Der Besuch von Freunden und Verwandten

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