Freitagspredigt

Hutba: Der Segen der Hidschra

01. November 2013

Verehrte Muslime,

nach islamischer Zeitrechnung, die mit der Hidschra (Auswanderung) Muhammads (s) von Mekka nach Medina begann, ist das neue Jahr nur wenige Tage entfernt. Dem gregorianischen Kalender zufolge fällt der 1. Muharram dieses Jahr auf den 4. November 2013.

In Mekka versuchten die Mächtigen die Verbreitung des Islams aufzuhalten. In ihrer Verzweiflung und Niedertracht waren sie sogar bereit, unseren Propheten zu ermorden. So sahen sich die Muslime gezwungen, Mekka zu verlassen, um nach Medina auszuwandern.

Liebe Geschwister,

welche Lehren sollten wir aus der Auswanderung vor 1435 Jahren ziehen? Ist diese Begebenheit nur als ein historisches Ereignis vor dem Hintergrund der damaligen Umstände zu betrachten? Wie ist die Hidschra zu verstehen?

Am Beispiel von Ali (r ) bedeutet die Hidschra, sich in das Bett eines Freundes zu legen und dabei das eigene Leben zu riskieren. Am Beispiel Abû Bakrs (r ) bedeutet die Hidschra, sich mehr um das Leben des Freundes zu fürchten als um das eigene und daher jegliche Vorsorge zu treffen. Die Hidschra lehrt uns außerdem, so vertrauenswürdig zu sein, dass selbst deine Erzfeinde dir ihr Hab und Gut anvertrauen können.

Ferner lehrt uns die Hidschra, loszulassen und aufzugeben. Sie trennt Wertvolles von Wertlosem. Sie steht wie im Beispiel von Nûh (a) und Lût (a) für die Bereitschaft, Ehefrau, Kind und den Besitz für das Wohlgefallen Allahs zu verlassen. Hidschra bedeutet nicht die Auswanderung aus finanziellen Gründen. Sie ist keine Flucht, sondern eine bewusste Suche.

Ein Leben ohne Hidschra ist zum Stillstehen verurteilt. Wenn sie nicht angetreten wird, wo sie notwendig ist, ist das Scheitern vorprogrammiert. Die Unfähigkeit zur Hidschra ist eine Schande, denn die Hidschra ist segenreich und ehrenhaft. Im Koran werden jene, die trotz Notwendigkeit nicht die Hidschra antreten, als Menschen beschrieben, die sich selber schaden. So werden im Koran die Menschen, die sich als zu schwach für eine Auswanderung ausgeben, von Engeln gefragt, warum sie nicht dazu bereit wären. Auf den Koranvers Ist nicht Allahs Land weit genug, so dass ihr hättet auswandern können?, (Sure Nisâ, 4:97) sind diese nicht in der Lage, zu antworten. Sie werden dem Koranvers zufolge mit der Hölle bestraft.

Verehrte Muslime,

Menschen, die sich nicht von Sünden zu guten Taten, von Schlechtem zum Gutem, von Verbotenem zum Erlaubten wenden, also eine Hidschra machen, werden die räumliche Auswanderung nicht antreten können. Der 5. Vers der Sure Muddaththir rät uns, von allem Übel abzulassen. Er gebietet die Hidschra in der Gedankenwelt, im Herzen, in den Moralvorstellungen, im Ego und Verhalten. So heißt es in einem Hadith bei Buhârî: „Ein Muhadschir ist jemand, der davon ablässt, was Allah verboten hat.“ (Buhârî, İmân, 4)

Letztendlich ebnete die Auswanderung den Weg zur Zivilisation. Die Stadt, in der nach der Auswanderung eine islamische Gesellschaft gegründet wurde, erhielt den Namen Medina. Möge Allah uns zu den Menschen zählen, die wie Lût (a) sagen: „Siehe, ich wandere um meines Herrn willen.“ (Sure Ankabût, 29:26). In diesem Sinne wünschen wir der Umma ein segenreiches neues Jahr und hoffen, dass ihr Leid im neuen Jahr gelindert wird.

IGMG Irschadabteilung

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