Freitagspredigt

Hutba – Sich den Waisen annehmen

13. April 2012

Verehrte Muslime,

unser Prophet Muhammad (saw) wurde als Halbwaise geboren. Mit sechs Jahren verlor er dann auch seine Mutter und war von da an auf die Fürsorge seiner Verwandten angewiesen. Er wusste also, wie schwer ein Leben ohne Vater und Mutter sein kann. Im Koran wird ausdrücklich auf die gute Behandlung von Waisen hingewiesen. In einem der Verse heißt es: „“¦ Und sie befragen dich über die Waisen. Sprich: »Sie zu fördern ist gut. Und wenn ihr das Leben mit ihnen teilt, sind sie eure Geschwister.« Und Allah unterscheidet den Missetäter vom Gerechten, und wenn Allah wollte, wahrlich, er stürzte euch in Bedrängnis! Siehe, Allah ist mächtig und weise.(Sure Bakara, [2:220])

Liebe Geschwister,

der Koran und der Gesandte Allahs legen uns nahe, uns um verwaiste Kinder und andere bedürftige Menschen zu sorgen. In diesem Sinne ist es unsere persönliche und kollektive Pflicht, für das Wohl von Waisen zu kümmern. Doch wie steht es um unsere leiblichen Kinder? Ist es in unserer heutigen Gesellschaft nicht so, dass viele Kinder quasi als Waisen aufwachsen, obwohl sie bei ihren leiblichen Eltern leben? Kann man hier nicht von einer geistigen Verwaisung sprechen? Denn nicht viele Eltern machen sich ausreichend Gedanken um die geistige und charakterliche Entwicklung ihrer Kinder, sondern sehen ihre Aufgabe in der materiellen Versorgung.

Dasselbe gilt auch für muslimische Waisenkinder hier in unserer Stadt. Wenn ein muslimisches Kind verwaist oder aus einem anderen Grund nicht in der Obhut seiner Eltern leben kann, kommt es in eine Pflegefamilie. Wenn sich keine muslimische Pflegefamilie finden lässt, kommt das Kind in eine andere Familie. Somit kümmert sich der Staat sicherlich um das leibliche Wohl dieser Kinder. Jedoch steht es in der Verantwortung der islamischen Gemeinschaft, dafür zu sorgen, dass sie auch weiterhin im Sinne des Islams erzogen werden. In diesem Sinne ist es erforderlich, dass sich muslimische Familien bereit erklären, diese Kinder bei sich aufzunehmen. Und unsere Gemeinde steht in der Pflicht, in solchen Fällen zu vermitteln.

Verehrte Muslime,

wir möchten unsere Hutba mit den Worten unseres Propheten beenden. In einer Überlieferung heißt es: Der Gesandte Allahs sagte „Ich und derjenige, der sich um einen Waisen kümmert, sind im Paradies so“, hielt seinen Zeigefinger und seinen Mittelfinger nebeneinander, wobei er sie spreizte und wieder zusammenführt. (Buchârî, Talak 14, Edeb 24; Tirmizî, Birr 14, (1919); Abû Dâwûd, Adab 131, (5150) Wir hoffen, zu den Glücklichen zu gehören, die im Paradies mit dem Gesandten Allahs zusammen sein werden.

IGMG-Irschadabteilung

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