Freitagspredigt

Hutba – Unsere Kinder sind unser Spiegel

16. März 2012

Verehrte Muslime,

vor allem für Eltern gilt es, sich auch selbst an die Regeln zu halten, während sie ihre Kinder zum Guten erziehen. Denn das Benehmen und der Charakter unserer Kinder wird selbstverständlich durch das Verhalten der Eltern geformt. Hierzu heißt es in einem Koranvers: „Wollt ihr den Leuten Frömmigkeit gebieten und eure eigenen Seelen vergessen, wo ihr doch die Schrift lest? Habt ihr denn keine Einsicht?“ (Sure Bakara, [2:44]) Das heißt also: So wie wir sind, wie wir uns verhalten, so wird auch unser Umfeld, vor allem unsere Familie sein. Denn mit unseren Handlungen beeinflussen wir natürlich unsere Mitmenschen.

Ratschläge sind wirksamer, wenn sie nicht nur erteilt, sondern auch selbst gelebt werden. Solange wir das, was wir unseren Kindern empfehlen, nicht selbst tun, und solange wir das, was wir verbieten, selbst nicht unterlassen, werden unsere Worte auch bei unseren eigenen Kindern keine Wirkung haben. Man kann nicht erwarten, dass Verhaltensregeln, an die wir uns nicht halten, von unseren Kindern befolgt werden. Dabei ist es für die Zukunft eines Kindes von großer Bedeutung, dass es gut erzogen wird und sich in die Gesellschaft einbringen kann. Deshalb sollten wir unseren Kindern bereits in jungen Jahren nahelegen, respektvoll zu sein und gut mit anderen Menschen umzugehen. Natürlich geht das am besten, wenn wir es ihnen vormachen.

Liebe Geschwister,

im Koran heißt es: „O ihr, die ihr glaubt! Rettet euch und eure Familien vor dem Feuer [„¦].“ (Sure Tahrîm, [66:6]) Damit ist gemeint, dass wir unser Bestes geben sollen, um erst uns und dann unseren Familien ein Leben im Sinne des Islams zu ermöglichen. Dies lässt sich am Beispiel der Sicherheitsanweisung im Flugzeug erläutern. Das Flugpersonal weist die Fluggäste immer darauf hin, im Notfall die Atemmasken erst selbst anzulegen und erst dann den Kindern. Und warum? Nur wenn wir erst selbst die Masken anlegen, können wir dem Kind neben uns helfen. Ein Therapeut erklärt es so: Viele Eltern kommen zu uns, weil sie der Ansicht sind, dass ihr Kind behandelt werden müsse. Nach einigen Gesprächen erkennen wir, dass nicht das Kind das Problem sind, sondern die Eltern selbst.

Verehrte Muslime,

„Und mache deinen Angehörigen das Gebet zur Pflicht und zeige darin Ausdauer. Wir fordern nicht von dir, dass du (uns) versorgst, sondern wir versorgen dich. Und die Zukunft gehört den Gottesbewussten.“ (Sure Tâhâ, [20:132]) heißt es in einem Koranvers. So sollten wir ein Leben entsprechend den islamischen Lebensprinzipien führen. Dies wäre schon ein großer Schritt im Sinne einer guten Werteerziehung unserer Kinder. Vor allem ist es wichtig, die Psyche eines Kindes zu verstehen, sie mit Liebe, Nachsicht, Verständnis und Geduld zu behandeln. Dabei ist es oft nicht hilfreich, unsere eigene Erziehung zum Maßstab zu machen. Wir müssen uns unseren Kindern annehmen, ohne zu denken „Wir wurden doch auch nicht so erzogen! So viel Zuneigung haben wir als Kinder auch nicht bekommen. Das ist nicht nötig.“ Auch wir müssen einen Schritt weiter gehen und dazu lernen. Nur dann können wir das auch von unseren Kindern erwarten. Kurzum: Nur wenn wir etwas selbst leben, können wir anderen dabei helfen, es ebenfalls auszuleben.

IGMG-Irschadabteilung

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