Gemeindeentwicklung

Oberbürgermeister Weil zu Besuch bei der Moschee am Weidendamm

19. März 2012

Von der früheren Zweckbestimmung ist heute jedoch nichts mehr zu sehen, wovon sich der OB gleich am Anfang des Rundgangs im großen Gebetssaal überzeugen konnte: Der Raum, in den 800 bis 1.000 Personen passen, wurde aufwändig renoviert und ansprechend verziert. Neben den zahlreichen Kalligraphien und der prächtigen Gebetsnische fällt vor allem die vor fünf Jahren eingebaute gläsernen Kuppel auf, durch die reichlich Licht in den Saal gelangt.

In diesem Saal hatten sich zu Ehren der beiden Gäste zahlreiche Gemeindemitglieder versammelt. Recep Bilgen, der stellvertretende Vorsitzende der Gemeinde, gab eine kurze Präsentation über die Geschichte der Ayasofya-Moschee und stellte aktuelle Daten und Zahlen vor. Demnach kommen durchschnittlich etwa 1.500 Personen zum Freitagsgebet, während es ungefähr 560 aktive Gemeindemitglieder gibt. Außerdem nehmen gut 500 Kinder und Jugendliche die Bildungsdienste des Vereins in Anspruch. In seiner Erwiderung zeigte sich Oberbürgermeister Weil beeindruckt vom umfangreichen Serviceangebot der Gemeinde. Generalkonsul Özçuhadar dankte in seinem Beitrag dem OB für seine Geste, die Moscheen Hannovers zu besuche. Dass ein solcher Austausch in der Vergangenheit eher selten zustande gekommen sei, führte Özçuhadar in erster Linie auf wechselseitig unbekannte kulturelle Unterschiede zwischen den alteingesessenen Deutschen und den Zugewanderten zurück. Daher plädierte er für mehr Transparenz, Offenheit und Ehrlichkeit, gerade auch von Seiten des islamischen Teils der Bevölkerung.

In der darauf folgenden offenen Gesprächserunde, an der auch Generalkonsul Özçuhadar und der Vorsitzende des IGMG-Regionalverbands, Kadir Sürücü, angeregt teilnahmen, sorgte Oberbürgermeister Weil für einige Diskussion mit seiner Frage, was denn die IGMG-Gemeinde von den anderen muslimischen Gemeinden der Stadt unterscheide. Die Antwort darauf fiel je nach individuellem Standpunkt der Antwortenden unterschiedlich aus. Kadir Sürücü jedenfalls betonte das vielfältige Serviceangebot von der Wiege bis zur Bahre, das die Gemeinde den Mitgliedern bieten könne. Gerade Kinder und Jugendliche hätten viele Möglichkeiten, sich in ihrer Freizeit auf dem Gelände aufzuhalten, so gebe es einem extra eingerichteten Jugendraum.

Kontroverser wurde die Diskussion, als ein Gemeindemitglied die Frage stellte, warum ihre Gemeinde Millî Görüş immer noch vom Verfassungsschutz beobachtet werde. Während Kadir Sürücü hier vor allem Missverständnisse am Werke sah, gab OB Weil die Frage neu formuliert zurück: Wie es eigentlich kommen könne, dass eine Gemeinde, die sich in Hannover seiner Kenntnis nach nichts habe zuschulden kommen lassen, regelmäßig im Verfassungsschutzbericht als bedenklich erscheine? Hierauf gab es etliche Reaktionen, wiederholt fielen dabei die Worte „Vorurteil“ oder „Missverständnis“. Tunca Özçuhadar griff dies auf und meinte, viele Missverständnisse entstünden daraus, dass man nicht viel voneinander wisse. Erneut warb er dafür, sich zu öffnen und mehr Kooperationen einzugehen. OB Weil beendete diesen Diskussionsabschnitt mit den Worten „Unsere gemeinsame Aufgabe besteht darin, das Misstrauen abzubauen“, wofür er viel Zustimmung erhielt.

Zum Abschluss des Besuchs wurden die Gäste durch weitere Räume des Komplexes geführt, u.a. den integrierten Supermarkt und den Jugendkeller, in dem der Oberbürgermeister spontan eine kurze Partie am Krökeltisch absolvierte. Bei einem kleinen Imbiss im Schulungszentrum der Gemeinde klang der Nachmittag nach etwas mehr als einer Stunde aus, auch wenn der Austausch zwischen Moschee und Rathaus bezüglich des ein oder anderen Themas, das noch während des Essens angesprochen wurde, in nächster Zeit fortgesetzt wird.

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