Pressemitteilung

Rostock Lichtenhagen: Wir haben in 20 Jahren nichts dazugelernt

23. August 2012

„Heute vor zwanzig Jahren waren wir sprach- und fassungslos ob des Versagens der Sicherheitsbehörden. Ein wild wütender Mob zündete aus Fremdenfeindlichkeit ein Haus an. Der Tod des „šAnderen‘, des „šAusländers‘ war gewollt. Rund 3.000 Schaulustige jubelten den Tätern zu. Die Polizei ließ gewähren, schaute zu. Ein Pogrom.

Heute sind wir an einem ähnlichen Punkt. Rechtsterroristen haben mit voller Absicht und aus gleichen Motiven Menschen erschossen. Die Sicherheitsbehörden ließen gewähren – von der Polizei bis zum Verfassungsschutz. Zehn Jahre blieben die Täter unentdeckt. Und sie würden auch heute noch unentdeckt bleiben, wenn die Täter sich nicht selbst ausgeliefert hätten.

Daraus lässt sich nur eine Schlussfolgerung ziehen. Wir haben nichts dazugelernt. Zwanzig Jahre nach Rostock Lichtenhagen sind wir immer noch sprach- und fassungslos. Und alles deutet darauf hin, dass wir auch diesmal nicht dazulernen werden.

Alles, was bisher bekannt geworden ist, ist eine vermeintliche Aneinanderkettung von Pannen und Fehlern in den Reihen der Sicherheitsbehörden. Zunehmend erhärtet sich aber der Verdacht, dass es sich nicht um Versagen allein handelt. Was genau zu diesem Supergau geführt hat, muss lückenlos aufgeklärt werden – keine einzige Frage darf offen und nichts im Dunkeln gelassen werden.

Sonst laufen wir immer und immer wieder Gefahr, sprach- und fassungslos dazustehen, zurückzuschauen und festzustellen, dass wir nichts dazugelernt haben. Und dass wir mit Symbolik allein nicht weiterkommen und dazulernen, wissen wir mittlerweile. Die Lichterketten in Rostock Lichtenhagen sind ebenso erloschen wie die Kerzen auf der Gedenkveranstaltung für die Opfer der NSU-Morde.“

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