Freitagspredigt

Umgangsformen im Islam – Hutba

02. Juli 2004

Jede Institution, unter deren Rechtleitung sich Menschen begeben, stellt für die einzelnen Individuen und die Gemeinschaft, die sich an ihre Leitung hält, bestimmte Regeln auf; unabhängig davon, ob diese Institution eine göttliche oder eine menschliche ist. Der Islam hat als letzte offenbarte göttliche Religion für seine Anhänger bestimmte Regelungen im Bereich des Glaubens, der Glaubenspraxis, in zwischenmenschlichen Beziehungen und im Bereich der Moral und der Ethik getroffen. Ein Leben nach diesen Regeln gewährt demjenigen, der diese befolgt – unabhängig davon ob er daran glaubt oder nicht – die Sicherheit, dass er damit seine eigene Zufriedenheit erreicht. Besonders das Leben dieser Regeln in der eigenen Person und in der Gesellschaft und das einhalten der empfohlenen Umgangsformen sind hinsichtlich der Akzeptanz des Islams in der Gesellschaft für den Muslim besonders wichtig.

Besonders in der heutigen Zeit, in der jede Form der Verantwortungslosigkeit und die Missachtung jeglicher Gepflogenheiten überhand nimmt, ist es eine Verantwortung ein jeden Muslims zu seiner eigenen Zufriedenheit und für die Glückseligkeit der anderen Menschen, die Umgangsformen und moralischen Richtlinien, die uns der Islam gebracht hat, umzusetzen. In dieser Hutba will ich deswegen von diesen Umgangsformen erzählen, auch wenn mir die Zeit nicht reichen wird, um das Thema umfassend zu behandeln. Insbesondere für unsere jungen Brüder und Schwestern sollten diese eine Richtschnur für ihr Leben sein.

Verehrte Brüder und Schwestern,

Unser Herr, der im Koran fragt„Meint der Mensch etwa, er würde sich selber überlassen sein?“(Al-Qiyame 75, 36) zeigt uns im Koran und der Prophet der uns „wahrhaftig als Lehrer gesandt“[] wurde, zeigt uns in seiner Sunna, was diese grundlegenden Regeln des Umgangs sind und verlangen von uns, dass wir diese in unserem Leben umsetzen. Die ersten Regeln die wir in dieser Hinsicht zu befolgen haben, sind die Gebote bezüglich den täglichen Gebeten und die empfohlenen Verhaltensweisen. Diese können wir wie folgt zusammenfassen:

Die Kleider, die wir tragen, sollten in erster Linie aus sauberen und helal Bestandteilen bestehen und den Kleidungsvorschriften des Islams genügen. Besonders eine Kleidung, die unter den Menschen eine abstoßende Wirkung hat und den Islam über die Person des Tragenden erniedrigt, sollte nicht getragen werden.

Haare und Bart sollten gepflegt, insgesamt sollte das gesamte Aussehen sauber sein. Denn „unser Herr ist schön und liebt das Schöne“[]

Es sollte sehr darauf geachtet werden, dass die Speisen und die Getränke, die man zu sich nimmt helal sind. Vor und nach dem Essen sollten die Hände gewaschen, das Essen sollte mit einem „Bismillâh“ angefangen und mit einem „El-Hamdülillâh“ beendet werden. Außerdem sollte zum Essen die rechte Hand eingesetzt werden. Auch sollte beim Essen nicht gesprochen werden.

Auch sollte während des Essens daran gedacht werden, nichts zu sagen oder zu tun, was den Apettit der anderen verderben könnte. Insbesondere sollte man nicht verschwenderich mit den Speisen umgehen. Bei einem gemeinsamen Essen sollte man für das Aufstehen warten, bis alle mit dem Essen fertig sind.

Beim Sprechen sollte man die Wirkung seiner Worte vorher bedenken. Worte die weder für das Diesseits, noch für das Jenseits einen Nutzen haben sollten unterlassen werden, sie sollten auch niemanden verletzen. In die Worte anderer sollte man nicht fallen und auch nicht so laut sprechen, dass es andere beunruhigt. Die Worte sollten dem Niveau des Gegenüber entsprechen, mit dem Loben sollte man es nicht übertreiben, sinnloses Gerede sollte man unterlassen. Insbesondere sollte der Redende nicht überheblich sein und seinen Gegenüber auch nicht bloßstellen. Außerdem sollte man seine Zunge nicht an Schimpfwörter und Flüche gewöhnen, sich nicht der Lüge nähern und besonders keine falschen Eide ablegen. Niemand sollte hinter jemand anderem herreden, Geheimnisse die ihm anvertraut wurden bewahren.

So antwortete unser Prophet zu jemandem der nach dem Weg der Erlösung fragte: „Bewahre deine Zunge.“[]

Den Sitten und Bräuchen in der Gesellschaft sollte Beachtung geschenkt werden und der Muslim sollte sich diesen entsprechend verhalten. Dazu gehört, dass ein Muslim sein Umwelt sauber erhält. Seinen Müll sollte er nicht einfach in die Natur entsorgen. Ein junger Muslim sollte gerade nicht die leere Getränkeflasche aus dem Fenster werfen, egal ob er in der Stadt ist oder außerhalb. WIR sollten den Menschen zeigen, dass mit Herumspucken auf der Straße und mit dem Verdrecken unseres eigenen Lebensraums kein angenehmes Leben gelebt werden kann. Die Menschheit sollte dies gerade von uns lernen.

Sich gegenseitig zu Grüßen ist eines der wichtigsten Brücken, um Zusammenhalt und Nächstenliebe unter den Menschen zu säen. Aus diesem Grund sollte der Muslim überall seinen Friedensgruß ausweiten.

Besonders sollte der Muslim darauf achten, dass er gute Beziehungen zu den Menschen, mit denen er lebt knüpft. Wir sollten gegenüber unseren Freunden auf der Arbeit, in der Schule und in anderen Bereichen gütig sein, auch wenn sie einer anderen Religion angehören und keinesfalls grob und unhöflich gegenüber diesen sein. Unser Prophet (saw) sagt: „Der Mumin ist friedlieben. Er kommt mit anderen gut aus, andere kommen mit ihm gut aus. Wer mit anderen nicht gut auskommt und mit wem man nicht gut auskommen kann, bei dem ist keine Wohltat.“[]

Verehrte Muslime,

Wir müssen diese Grundregeln des Islams für den gegenseitigen Umgang in unserem Leben vorleben und unserer Verantwortung gerecht werden. Lasst uns wie es unser Herr im Koran sagt ein Beispiel für die anderen Menschen sein. „Ihr seid die beste Gemeinschaft, die für die Menschen erstand. Ihr gebietet das Rechte und verbietet das Unrechte und glaubt an Allah.“[]

IGMG Seelsorge-Öffentlichkeitsarbeit


[] İbn Mace, Mukaddime, 17 (1, 83, 229 H.)

[] İbn Adiy, İbn Ömer (ra)' dan ( Cami'u-s-Sagir, c. Sh. 107)

[] Riyazü's-Salihin, c. III. s. 107

[] 250 Hadis, s. 85

[] Al-i İmran Suresi: 110

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