Freitagspredigt
Festtagshutba – Ausdruck der Hingabe: Kurban
05. Juni 2025
Verehrte Muslime!
Lob und Dank gebühren Allah, unserem Schöpfer. Er ist es, der uns und alles Existierende aus dem Nichts erschaffen hat. Er hat uns das Leben und den Îmân geschenkt, und er lässt uns heute erneut das Kurbanfest erleben. Frieden und Segen seien auf unserem Propheten Muhammad (s) und auf allen Propheten Allahs.
Das Opfern ist eine der ältesten Formen der Verehrung Allahs. Als die Gefährten unseren Propheten (s) fragten: „Was bedeuten diese Opfertiere?“, antwortete er: „Es ist die Sunna eures Vaters Ibrâhîm.“[1] Das heißt: Das Opfern geht bis zu Ibrâhîm (a) zurück und ist Ausdruck seiner tiefen Hingabe an Allah.
Im Koran heißt es: „Weder ihr Fleisch noch ihr Blut erreicht Allah, jedoch erreicht ihn eure Takwâ.“[2] So hat Allah uns die Opfertiere gegeben, damit wir an ihn denken und ihm danken. Frohe Botschaft gilt jenen, die Gutes tun.
Liebe Geschwister!
Das Opfern ist ein Zeichen der Dankbarkeit für Allahs Gaben. Wer opfert, zeigt, dass er sich Allah zuwendet, sich ihm hingibt. In jedem Opfer erinnern wir uns an die Prüfung der Propheten Ibrâhîm (a) und Ismâîl (a) sowie ihre bedingungslose Hingabe. Zugleich stärkt der Kurban die Gemeinschaft, Barmherzigkeit und soziale Gerechtigkeit. Gerade dort, wo Menschen sich kaum Fleisch leisten können, zeigt sich seine Bedeutung besonders deutlich.
Im Koran heißt es: „Esst von ihnen und speist andere.“[3] Wer teilt, öffnet die Tür zum ewigen Glück. Unser Prophet (s) sagte, dass alles, was man um Allahs Willen gibt, letztlich das ist, was einem wirklich bleibt. Als seine Frau ihm einst sagte, dass nur ein Schulterblatt vom Opfer übrig sei, antwortete unser Prophet (s): „Nein Aîscha, alles außer diesem Schulterblatt ist nun unser.“[4] Das ist das Verständnis von Eigentum und Besitz im Islam: Was wir geben, gehört wirklich uns. Denn es bleibt uns im ewigen Jenseits erhalten.
Liebe Geschwister!
Heute ist ein Tag, an dem wir unsere leidenden Geschwister in Palästina, Ostturkestan, Syrien oder Myanmar nicht vergessen dürfen. Ein Tag, an dem wir unsere Verantwortung als Teil der Umma deutlicher spüren. Ein Festtag, der Menschen, die Frieden stiften, nicht derer, die Angst verbreiten. Es ist ein Festtag derer, die teilen und trösten und nicht derer, die nehmen und zerstören.
Lasst uns das Kurbanfest nicht als bloßen Feiertag betrachten. Besuchen wir unsere Eltern, Verwandten und Nachbarn. Bringen wir Waisen, Alten und Kranken Freude. Lassen wir Streit hinter uns, vergeben wir, und versöhnen wir uns. Stehen wir ein für Wahrheit, Gerechtigkeit und Menschlichkeit und setzen uns ein, gegen Unrecht und Unterdrückung. Frieden und Segen seien auf unserem Propheten Muhammad (s). Möge Allahs Barmherzigkeit auf uns allen ruhen.
[1] Ibn Mâdscha, Adâhî, 3
[2] Sure Hadsch, 22:37
[3] Sure Hadsch, 22:36
[4] Tirmizî, Sifât al-Kiyâma, 33