Freitagspredigt

Hutba- Die Rechte der Frauen

17. März 2006

Verehrte Muslime!

Eine der wichtigsten Revolutionen in der Geschichte war, dass der Islam den Frauen Rechte gewährt und sie gewürdigt hat. Obwohl wir Muslime in dieser Hinsicht oft kritisiert werden, hob der Islam die Frau zu einem der menschlichen Gesellschaft würdigen Status empor. Vor der Ankunft des Islams hingegen, also vor 1500 Jahren, wurden die Frauen verkauft und misshandelt und wie Ware behandelt (wie übrigens auch bis zum letzten Jahrhundert in Europa). Mit dem Islam wurden diese menschenunwürdigen Umstände behoben. Es ist unmöglich, dass ein Mensch mit klarem Verstand diese Tatsache leugnet. Diese Erklärung der Frauenrechte leitete eine Umwälzung der Weltanschauung ein und änderte das Gesicht der Gesellschaft, denn keine religiöse Lehre vor dem Islam hatte die Rechte der Frau anerkannt. Seit der Offenbarung des Islams vom Propheten (saw) bis hin zu der Kalifatenzeit sehen wir die Frauen in jedem Lebensbereich mit den Männern gleichgestellt.

Liebe Geschwister,

unser Prophet (saw) hat stets verhindert, dass die Frauen ungerecht behandelt wurden und hat sich für ihre Rechte eingesetzt. Deshalb genossen die Frauen zur Mekkazeit menschlichen Umgang und Freiheiten, die sie vorher nicht gekannt hatten. Bis heute würdigen diese Frauen ihre Religion, die ihnen diese Rechte ermöglicht hatte. Zu Anfang der Mekkazeit befanden sie sich im gleichen Umfeld wie die Männer, hörten zusammen den Offenbarungen zu, verrichteten zusammen das Gebet und hatten sogar ein eigenes Eingangstor an der Moschee des Propheten. Die Frauen betraten ohne Hemmungen die Moschee des Propheten und hörten seinen Predigten zu oder fragten ihn nach religiösen Angelegenheiten. Außerdem spielten die Frauen eine wichtige Rolle in der Bildung und Erziehung. Die, die lesen und schreiben konnten, brachten es den anderen bei und so wurden ihre Häuser zu Bildungseinrichtungen.

Verehrte Muslime,

neben all diesen Freiheiten bekamen die Frauen auch umfassende Rechte in der Eheschließung. Sie wurden freigestellt in ihrer Partnerwahl und wurden nicht zur Heirat gezwungen. Auch durfte die Tochter ohne ihr Jawort nicht von ihrem Vater verheiratet werden. Zudem konnte die Frau die Höhe der Brautgabe für ihre alleinige Verfügung selbst bestimmen.

Über die gute Behandlung der Frau sagte der Prophet Mohammed: «Der Beste unter euch ist derjenige, der seine Frau am besten behandelt.»

Liebe Brüder und Schwestern,

zu dieser Zeit nahmen die Frauen auch bei den Reisen und Auswanderungen teil und behandelten in Krankenstationen Kranke und Kriegsverletzte. Es gab auch zahlreiche berühmte Kauffrauen zu dieser Zeit, die sich mit Handel beschäftigten. Einer dieser Frauen war Hadidscha, die erste Frau des Propheten (saw). Sie führte ihr eigenes großes Handelsunternehmen, bei dem neben anderen anfangs der Prophet (saw) selbst ihr Angestellter war. Die Meinungen und Ansichten der Frauen wurden genauso hochgeschätzt wie die von Männern. Zur Zeit des Propheten (saw) hatten die Frauen zusammen mit den Männern Aufgaben in ihrer Gesellschaft und ihre Worte und Standpunkte zählten gleichermaßen. Sie hatten in jedem Bereich je nach Bedarf ihren Beitrag geleistet. Diese Situation dauerte auch in den Zeiten der vier großen Kalifen an. Mit Wissen, Bildung, Meinung, politischen Interessen, Kenntnissen und Fähigkeiten hatten Männer sowie Frauen gemeinsam eine gesunde Gemeinschaft gegründet.

Aber leider liebe Geschwister,

verloren die Frauen nach der Zeit der rechtgeleiteten Kalifen langsam ihr gleichwertiges Ansehen und ihre Rechte, die sie mit dem Islam gewonnen hatten. Sie wurden von der Gesellschaft ausgegrenzt und von der Gemeinschaft ausgeschlossen, was zu ihrer völligen Isolation führte. Dieses hatte verschiedene Ursachen. Der Hauptgrund war, dass die Frau nach und nach als ein Objekt der „Unzucht und Unruhe“ angesehen wurde. Die Frauen wurden als Anlass der Unanständigkeit diffamiert und von der Öffentlichkeit ausgegrenzt. Deshalb wurde ihnen der Erwerb von Bildung und Wissen und das Erlernen eines Berufes untersagt.

Wir glauben, dass heute die Frauen nur mit Bildung und Wissen die Funktion der Frauen, die zur Zeit des Propheten (saw) gelebt haben, übernehmen können. Deshalb sollten sie im Rahmen des Koran und der Sunna ihre hohe Stellung in der Öffentlichkeit bewahren und sich beruflich und sozial weiterbilden. Sie sollten sich von Isolation und Unwissen befreien und ihren Platz in der Gesellschaft einnehmen.

Ich möchte meine Hutba mit diesen beiden Koranversen zum Thema beenden:

„O ihr Menschen! Fürchtet eueren Herrn, Der euch aus einem (einzigen) Wesen erschuf und aus ihm seine Gattin und aus ihnen viele Männer und Frauen entstehen ließ“¦“ (Nisa 1)

„Die Männer sollen einen Teil der Hinterlassenschaft ihrer Eltern und Verwandten erhalten, und ebenfalls sollen die Frauen einen Teil von der Hinterlassenschaft ihrer Eltern und Verwandten erhalten. Sei es wenig oder viel, sie sollen einen bestimmten Teil davon bekommen.“ (Nisa 7)

IGMG-Irschad-Abteilung

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