Freitagspredigt

Hutba – Die höchste Stufe: Mirâdsch

25. Juli 2008

Verehrte Muslime,

die Nacht vom kommenden Dienstag zum Mittwoch ist die Mirâdsch-Nacht. In dieser Nacht fand sowohl die Reise des Propheten von Mekka nach Kuds (Jerusalem) (Isrâ) als auch der Aufstieg zum Himmel (Mirâdsch) und damit eines der größten Wunder des Propheten statt. Möge diese Nacht für die ganze Menschheit, insbesondere der islamischen Welt, Segen bringen.

Verehrte Geschwister,

dieses Wunder hat nicht nur viele Menschen in seinen Bann gezogen. Viele Menschen haben es nicht geschafft, die Bedeutung und Größe dieses Zeichens zu begreifen.

Die wörtliche Bedeutung von „Isrâ“ ist „Nachtwanderung“. Im religiösen Kontext bezeichnet es die nächtliche Reise von der Masdschid al-Harâm (Kâba) in Mekka zur Masdschid al-Aksa in Kuds. Da im Koran von diesem Geschehnis berichtet wird, kann es nicht in Frage gestellt werden. In der gleichnamigen Sure des Korans heißt es nämlich: „Gepriesen sei Der, Der seinen Diener des Nachts von der unverletzlichen Moschee zur fernsten Moschee führte, deren Umgebung Wir gesegnet haben, um ihm einige von Unseren Zeichen zu zeigen. Wahrlich, Er ist der Hörende, der Schauende.“ [17:1] Wie diesem Vers zu entnehmen ist, handelt es sich dabei um keine spirituelle Erfahrung, sondern um eine bewusst wahrgenommene Reise des Körpers und des Geistes. Indes bedeutet der Begriff „Mirâdsch“ „Treppe“, „hinaufsteigen“ und „erhöhen“. Im Islam wird darunter der Aufstieg des Propheten zum Himmel und zur Gegenwart Gottes verstanden. Das Wunder des Isrâ und Mirâdsch fand ein oder eineinhalb Jahre vor der Auswanderung (Hidschra), in der siebenundzwanzigsten Nacht des Monats Radschab, in zwei Abschnitten statt. Im ersten Abschnitt wurde der Gesandte Gottes von der Kâba zur Masdschid al-Aksa gebracht. Im Koran wird dies „Isrâ“ genannt. Danach wurde Muhammad (saw) von der Masdschid al-Aksa zu Gott erhöht.

In den grundlegenden Hadîthsammlungen lassen sich detaillierte Berichte über dieses Ereignis finden. Hinzukommt die Auffassung der Gelehrten, die meinen, dass in der Sure Nadschm auf den Aufsteig zum Himmel hingewiesen wird. In den Versen heißt es nämlich: „Bei dem Stern, wenn er sinkt! Euer Gefährte irrt nicht und wurde nicht getäuscht. Noch spricht er aus eigenem Antrieb. Er ist nichts anderes als eine ihm geoffenbarte Offenbarung, die ihn der überaus Mächtige gelehrt hat, Der überaus Weise. Aufrecht stand er da Am höchsten Horizont. Dann näherte er sich und kam nahe, bis auf zwei Bogen(-schüsse) entfernt oder noch näher. Und offenbarte seinem Diener, was er zu offenbaren hatte. Sein Herz erlog nicht, was er sah. Wollt ihr ihm denn bestreiten, was er sah? Und wahrlich, er sah ihn noch ein zweites Mal bei dem Lotosbaum am äußersten Ende, neben dem Garten der Geborgenheit, als den Lotosbaum verhüllte, was ihn verhüllte. Da wich der Blick nicht aus, noch schweifte er ab. Wahrlich, er sah einige der größten Wunder seines Herrn! „ [53:1][53:2][53:3][53:4][53:5][53:6][53:7][53:8][53:9][53:10][53:11][53:12][53:13][53:14][53:15][53:16][53:17][53:18]

Verehrte Muslime,

der Gesandte Gottes, der alles, was er von Allah empfangen hat, ohne Einschränkungen seinen Gefährten mitteilte, hat den Muslimen auch von diesem Erlebnis berichtet. Daraufhin haben die mekkanischen Polytheisten (Muschrikûn) sofort begonnen, über den Propheten zu spotten, und versucht, ihn bloßzustellen. Auch wenn die Muslime anfangs verwirrt waren, glaubten sie schließlich von ganzem Herzen an dieses große Wunder. Abû Bakr (ra) brachte die ungläubigen Mekkaner zum Schweigen indem er erwiderte: „Wenn er es sagt, stimmt es.“ Deshalb blieb er den Muslimen als „der Treue“ (Sâdik) in Erinnerung. Seit diesen Ereignissen ist für die Muslime die Mirâdsch-Nacht die Bedeutendste nach der Kadr-Nacht. Denn in dieser Nacht wurde das fünfmalige tägliche Gebet (Salâh) zur Pflicht erklärt und die letzten Verse der Sure Bakara herabgesandt. Außerdem versprach Allah denjenigen, die nicht als Ungläubige (Kâfir) sterben, seine Vergebung. Ferner war die Mirâdsch-Nacht eine Quelle der Hoffnung für die Muslime, die sich in Mekka in einer schier ausweglosen Situation befanden. Denn, indem Allah seinen Gesandten zu sich rief, zeigte er, dass auch wenn die gesamte Menschheit seine Religion (Dîn) und seinen Gesandten (Rasûl) ablehnen, er der wahre Herrscher ist und seiner Religion zum Erfolg verhelfen wird. Auch in unseren Tagen ist die Mirâdsch-Nacht – Inschaallâh – Trost für die unterdrückten Muslime. Wenn ein Muslim, der fünfmal am Tag betet, die Bedeutung seines Gebetes wirklich erkennt, ist jedes Gebet ein Aufstieg zum Himmel. Allah möge diese Nacht segnen!

IGMG – Irschad-Abteilung 

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