Freitagspredigt

Hutba – Zusammenhalt und Brüderlichkeit

02. November 2007

Verehrte Muslime,

es wird überliefert, dass unser Prophet sagte: „Ein Gläubiger wird nicht zweimal an derselben Stelle gebissen. „ (Buchârî, Muslim) Eine anderer Hadîth lautet: „Hütet euch vor der hohen Einsicht des Gläubigen. Denn er sieht mit dem Licht Allahs.“ (Dschamîus Sağîr, Hadîth Nummer 151) In diesen zwei Aussprüchen wird darauf hingewiesen, dass ein wahrer Muslim klug und aufgeweckt ist, seine Schritte bewusst wählt und von niemandem hinters Licht geführt werden kann. Hinzu kommt, dass unser Herr im Koran von einem goldenen Prinzip spricht, das einzuhalten, den Muslimen große Zufriedenheit bringen wird. Allah hat dieses Prinzip in Vers 10 der Sure Hudschurât mit der Formulierung „Die Gläubigen sind Brüder.“ [49:10] zum Gesetz gemacht. Nur zu den Zeiten, in denen die Muslime den Sinn dieses Verses verstanden und verinnerlicht und die Einheit untereinander gewahrt haben, also mit Einsicht gehandelt haben, konnten Rechte und Werte wie Leben, Eigentum, Würde und Ehre beschützt werden. Und zu den Zeiten, in denen sie diesem Prinzip des Herrn zuwidergehandelt haben, also ohne Einsicht gehandelt haben, sind sie immer und immer wieder in die Fallen getappt. In diesem Fall trat ein anderes Gesetz (Sunna) des Herrn in Kraft, dass in Vers 46 der Sure Anfâl wie folgt ausgerückt wird: „Und  gehorcht Allah und Seinem Gesandten und hadert nicht miteinander, damit ihr nicht kleinmütig werdet und eure Kraft euch verloren geht…“ [8:46] Sobald wir uns nicht mehr verstehen und unsere Brüderlichkeit missachten, zeigt der Vers seine Bedeutung. Aus diesem Grund hat die Gemeinschaft (Umma) Muhammads (saw), in deren Geschichte es zahlreiche Auf- und Abstiege gab, sich vielen Prüfungen stellen müssen und viel Leid erfahren. Doch jedes Mal hat es geschafft, sich aus diesen Wirbeln der Zwietracht zu befreien, indem es sich auf seinen Glauben und seine Glaubensgrundsätze berufen hat.

Verehrte Geschwister,

seit langer Zeit werden nun der Gemeinschaft Muhammads (saw) schwere Prüfungen auferlegt. Durch diverse Pläne versucht man, sie gegeneinander aufzubringen. Wenn diese Pläne von Fremden stammen, sind die Muslime noch in der Lage sie zunichte zu machen. Doch manchmal befinden sich die Protagonisten dieser Pläne unter den Muslimen selbst. So ist es sehr schwer durchzublicken und das entstandene Leid ist umso größer. Dabei ist dieses von Geschwistern ausgehende Lied größer, als das von Außen kommende. Indes sagte der Prophet der Barmherzigkeit folgendes, womit er die Muslime dazu aufrief, sich füreinander einzusetzen: „Beneidet euch nicht, verabscheut euch nicht, unterbrecht eure Beziehungen nicht. O Diener Allahs, seid Geschwister.“ (Dschamîus Sağîr, Bd. 1, S. 173, Hadîth Nummer 2901) In einem anderen Hadîth heißt es: „Keiner von euch glaubt, wenn er nicht für seinen Glaubensbruder wünscht, was er für sich wünscht.“ (Buchârî, Muslim) Wenn sich ein Muslim etwas wünscht, muss er es vorher für seinen Glaubensbruder wünschen. Was also einen Muslim glücklich macht, wird alle Muslime glücklich machen, ohne dabei zwischen Rasse, Herkunft, Sprache und Geschlecht zu unterscheiden.

Verehrte Geschwister,

aktuell sieht sich die Gemeinschaft Muhammads (saw) in allen Teilen der Welt mit verschiedenen Problemen konfrontiert. Es ist als ob uns die Gabe des Friedens vorenthalten werden würde. Wir Muslime müssen uns aber vernünftig verhalten. Wir müssen – im Lichte von Koran und Sunna – unsere Geschwisterlichkeit stärken und die geschmiedeten Pläne zunichte machen. In Anbetracht der Terrorakte der vergangenen Tage, dürfen wir, als in Europa lebende Muslime, nicht zulassen, dass unsere Geschwisterlichkeit geschwächt wird. Genauso dürfen wir uns nicht von den Provokationen verleiten lassen. Vor allem müssen wir verhindern, dass unsere emotional handelnden Jugendlichen Fehler begehen. Wir müssen die Geschehnisse mit Sinn für Gerechtigkeit und einem kühlen Verstand in ihrer ganzen Bandbreite bewerten; wir dürfen sie nicht aus einem engen Blickwinkel betrachten. Dabei sollten wir uns stets an folgende Empfehlung des Gesandten Gottes erinnern: „Wer folgende drei Dinge in sich trägt, kostet die Süße des Glaubens (İmân): Allah und seinen Gesandten mehr als alles andere zu lieben, das Geliebte nur um Allahs Willen zu lieben und sich davor zu hüten, dem Unglauben (Kufr) zu verfallen, als ob man vor dem Feuer fliehen würde, nachdem man sich vor dem Höllenfeuer gerettet hat.“ (Buchârî)  Während wir unsere Hutba mit einem Vers beenden, bitten wir unseren Herrn, dass er uns eine Welt schenke, in der wir wieder wie Geschwister leben können: „Und die Gläubigen, Männer und Frauen, sind einer des anderen Freund. Sie gebieten das Rechte und verbieten das Unrechte und verrichten das Gebet und zahlen die Steuer und gehorchen Allah und seinem Gesandten. Sie – wahrlich, Allah erbarmt sich ihrer. Siehe, Allah ist mächtig und weise.“ [9:71]

IGMG – Irschad-Abteilung

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